Hermann
W E Y E R


Die Erweckung des Lazarus
Feder in Schwarz, braun und grau laviert. partiell weiß gehöht (recto)


Eine mittelalterliche Stadt am Fluss
Feder in Braun (verso), auf Bütten

Zeichnungen

WEYER, HERMANN
Coburg 1596 - nach 1621

allseitig beschnitten, 151 mm x 198 mm

Noch immer ist die Vita dieses in mancher Hinsicht außergewöhnlichen Künstlers unvollständig. Er entstammte einer Coburger Künstlerfamilie und hat wahrscheinlich nach der väterlichen Ausbildung auch in den Niederlanden studiert, vornehmlich in Antwerpen, wie es die Entwicklung seines Zeichenstils im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts verrät.

Das Fehlen jeglicher Gemälde von seiner Hand weist ihn als reinen "Graphiker" aus, wovon es um 1600 bereits ein Anzahl gab, wie Lukas Kilian, Egidius Sadeler, Callot u.a.. Diese Künstler arbeiteten in erster Linie als Stecher und Radierer.

Da jedoch auch Druckgraphik von Hermann Weyer bislang unbekannt ist, ihm jedoch eine relativ große Anzahl von hinterlassenen Handzeichnungen zugeschrieben wird, liegt die Vermutung nahe, dass Weyer vom direkten Verkauf seiner malerisch durchgearbeiteten Blätter gelebt haben muss. Somit wurden diese Zeichnungen auch vom Künstler selbst nicht mehr nur als Vorstufe angesehen, sondern bereits als selbstständige Ausdrucksform geachtet. Die eigenhändigen Datierungen mancher Zeichnungen Weyers umfassen den Zeitraum von 1607 bis 1621. Stilistisch scheint Weyer schwer einzuordnen; er gehört weder eindeutig zum Umkreis der Donauschule, noch zum Kreis der Manieristen am Hofe Rudolfs II. in Prag.

Typischerweise verlegte der Künstler alle seine Genreszenen in die freie Natur und bezog diese eigenwillig stilisierten Landschaften als verbindendes Element ins Geschehen ein.(1) Auch finden sich häufig beidseitig durchgearbeitete Blätter, wobei wie hei vorliegender Zeichnung die Kombination Genreszene einerseits und weite Landschaft andererseits keine Seltenheit ist. Heinrich Geissler vermutete, dass diese doppelseitigen, virtuosen Blätter aus "Skizzenbüchern" stammen, obwohl die phantasiereichen Motive und jene liebevolle Zeichenmanier des Künstlers weit über jedes übliche Maß einer Studie hinausgeht.

Eine stilistisch und räumlich eng verwandte Naturdarstellung wurde 1931 von Hanna Mayer in ihrem frühen monographischen Aufsatz zu Hermann Weyer auf Tafel 13 als "Wasserburg" publiziert.(2) Eine weiteres Blatt, ebenfalls rundum beschnitten und mit vergleichbarer Doppelthematik wurde 2001 in Amsterdam versteigert.(3)

(1) Heinrich Geissler: Zeichnungen in Deutschland 1540-1640, Ausst.-Kat. Stuttgart 1979, Bd. I, S. 230

(2) Hanna Mayer: H E. Weyer, Öffentliche Kunstsammlungen Basel - Jahresberichte 1931-1932, N.F.XXVIII - XXIX, Seiten 96-119, Tafeln 12-16

(3) Sotheby‘s Amsterdam. Old Master Drawings, 6. November 2001, Los 205 (Abb.)

siehe auch:
Allegorien
Belagerung einer Stadt
Der Coburger Maler
Griechische Sagen
Lazarus u. Mittelalterliche Stadt
Lexikon

(c) www.weyeriana.de · Letzte Änderung: 04. Mai 2014