Artikel,
aus: Scherer, Kühr, Elsner u.a.: Kirche in Oberhausen, Bd. 3, ca. 1990, S. 52–55
Polizeipräsident
Wilhelm Weyer
National-Zeitung ·
Oberhausen, Donnerstag, 16. Februar 1933
Politik und Kirche
Der Oberhausener Klerus und der „Fall Weyer“
Polizeipräsident Weyer
zwangsbeurlaubt!
siehe auch:
Gedenktafel
Weyer
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Dass nicht nur von kirchlicher Seite aus Widerstand geleistet wurde, versteht sich von selbst. Einige jedoch, die ihren Widerstand mit besonderen Repressalien bezahlen mussten, sind im Lauf der Jahre in Vergessenheit geraten.
Der erste Oberhausener Polizeipräsident hieß Wilhelm Weyer. Er wurde am 27.3.1875 im Bergischen Land geboren. Nachdem er 1908
Verbandssekretär des „Volksvereins Mönchengladbach" gewesen war, kam er 1922 nach Oberhausen und übernahm dort die Leitung der Polizei. Als er bei der Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen die Herausgabe aller Waffen der Polizei verweigerte, wurde er aus Oberhausen gewiesen. Nach dem französischen Abzug nahm er seine Arbeit wieder auf. Bis zur Machtergreifung Hitlers führte er das
Oberhausener Polizeipräsidium umsichtig und liberal. Eine Woche vor der Machtergreifung erkrankte er jedoch stark an einer fieberhaften Grippe,
Schlaflosigkeit kam dazu, so dass er am entscheidenden Tag, nachdem er endlich ein wenig Schlaf gefunden hatte, von den Ereignissen überrascht wurde. Schon am darauffolgenden Morgen erschien bei dem gesundheitlich geschwächten Mann der Kreisleiter der NSDAP und verlangte Einsicht in die Polizeiakten.
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Als Weyer dies nicht zulassen wollte, weil eine Vollmacht des Innenministers fehlte, wurde er
kurzerhand des Amtes enthoben, sein Gehalt gestrichen, und er erhielt zudem kein Überbrückungsgeld. Diese außerordentlich harten Maßnahmen kamen aber nicht ganz unerwartet. Weyer hatte damit gerechnet, dass er nach dem Antritt Hitlers als Leiter des Katholikenausschusses und Zentrumsvorsitzender sein Amt zur Verfügung stellen müsste. Hatte er in Wahlreden doch immer wieder vor
den Nationalsozialisten gewarnt. So musste er seine Wohnung räumen und zog mit Hilfe von Freunden nach Köln. Wilhelm Weyer starb 1953, nachdem er nach dem Kriege noch einige Jahre in Aachen als Polizeidirektor gewirkt hatte.
Wie bei Wilhelm Weyer war das Bewusstsein um die Ziele und Machenschaften der Nationalsozialisten bei vielen durchaus vorhanden.
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