Matthes
W E Y E R

(Zeitschriften-) Artikel aus:
RGG, 3. Auflage 1962, VI. Band, S. 1671/72

Weyer (Wier), 2. Matthes (1520/21–60), niederländischer Mystiker, Bruder von 1., * in Grave (Nordbrabant), lebte dauernder Krankheit wegen zurückgezogen in Wesel. Erst 1579 erschienen seine von Johann Spe gesammelten Briefe und Sprüche (Grondelicke onderrichtinghe van veelen hochwichtighen Articulen). Sie wurden im 17. Jh. noch mehrmals aufgelegt und ins Hochdeutsche (letzter Druck 1817), Lateinische und Englische übersetzt. W. leitete den Menschen durch den Gewissenskampf, in dem der Wille am Gesetz zerbrechen muß, hindurch in die aus dem Leiden gewonnene Gelassenheit, die keine Züge der Buße mehr trägt. Diese persönlich erfahrene Leidensmystik nährte sich aus der deutschen Mystik (vor allem der Deutschen Theologie und Thomas a Kempis), verband sich aber in selbständiger Weise mit Einwirkungen der ev. Rechtfertigungslehre. Sie zeigt eine Stellung zu Gesetz, Gewissen und Glaube, die über das MA hinausgeht. W. wandte sich scharf gegen den Antinomismus von Joris und hielt sich vom Täufertum und von spiritualistischen Gemeinschaften ebenso fern wie von den Kirchen.

... Ed. Simons, M.W., ein Mystiker aus der Reformationszeit (Theol. Arbeiten aus dem rhein. wiss. Predigerverein NF 9, 1907, 30-49 - Monatshefte f. Rhein. KG 6, 1912, 89.

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