W E Y E R |
Wimpel In Freundschaft RSV
1918 siehe
auch: |
RSV Weyer
Der sportliche Wiederanfang in Weyer nach 1945 Der Zweite Weltkrieg war zu Ende. Nach und nach kamen die Männer wieder nach Hause und waren bereit, da weiterzumachen, wo sie vor dem Krieg aufgehört hatten Glücklicherweise war der Verein nicht aufgelöst worden und das Vereinsvermögen noch vorhanden. Mit Albert Jost als Vorsitzendem begann die Nachkriegs-Ära. Die Unverwüstlichen trafen sich bereits nach wenigen Monaten wieder zum Training und zu Spielen untereinander fast allabendlich auf dem Sportplatz. In der Zeit bis zur Währungsreform 1948 fehlte es am Allernötigsten. Das Essen war bei vielen knapp, und man erinnert sich noch dankbar an die vielen Büchsen Hausmacher Wurst, die Pressköpfe und die Brotlaibe, die nach dem Training oder einem Spiel mit Heißhunger verschlungen wurden. Gespendet wurden sie jeweils von den Sponsoren aus dem „Bereich der Landwirtschaft". Genauso waren es auch die Bauern, die im Tauschhandel gegen Frucht aus der Gerberei in Runkel Leder für Fußbälle und Fußballschuhe besorgten. Beide wurden dann von ortsansässigen Schustern „maßgeschneidert". In den Kreisen der „Damaligen" spricht man noch mit Grausen von einem selbst gemachten Ball, der sich bei einem Spiel im Regen nicht nur in die Form eines Eies verwandelte, sondern dann auch noch an die 800 Gramm wog An der Stelle, an der die Gummiblase in die Hülle kam, war der Ball mit einem Lederriemen fest verschnürt. Diese Stelle war allerdings auch der Ballschwerpunkt, wenn mit diesem der Ball auf den Kopf traf, tat es furchtbar weh. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Spieler nach einem fest geschossenen Ball an den Kopf zusammensackte und zu Boden ging. Ebenfalls aus der Not geboren war das erste Trikot, in dem die Mannschaft die Meisterschaft errang. Man hatte nicht etwa die Vereinsfarben Grün-Weiß in Rot-Weiß geändert, sondern rot war der einzige farbige Stoff, der für zehn rote Hosen und Bündchen am weißen Hemd aufzutreiben war es handelte sich nämlich um Fahnenstoff aus der vergangenen „tausendjährigen" Zeit. Zu den Auswärtsspielen in der Verbandsrunde gelangte man generell zu Fuß oder mit dem Rad Eine Tour nach Seelbach ist den Beteiligten noch als besonders strapaziös im Gedächtnis: Den Dirnberg hinauf und durch den Villmarer Wald hinunter gelangte man zur Eisenbahnbrücke, die etwas oberhalb des Naturfreundehauses Villmar über die Lahn führt. Der ganze Tross (darunter die beiden langjährigen Betreuer Richard Bauer und Erich Hartmann) marschierte dann auf den Eisenbahnschwellen über die Lahn, nicht ohne dass ein „Kundschafter" vorher einmal kurz das Ohr auf die Schiene gehalten hätte, um einen eventuell herannahenden Zug anzukündigen. Jenseits der Lahn stapfte man dann wieder durch den Wald nach Seelbach. Dort zog man sich um, entweder auf dem Sportplatz oder in einer Wirtschaft, spielte, wusch sich an einem Brunnen, manchmal auch in einem Bach, und nach einem Bier traten alle wieder den Heimweg an. Die Strapazen der Spiele unter den damaligen Verhältnissen sind noch unvergessen. Mit dem Fahrrad in Verbindung mit der Eisenbahn ging man sonntags auf die Reise. Zum Spiel nach Frankenberg/Eder z.B. fuhr und schob man die Fahrräder über den Galgenberg durch den Wald bis nach Aumenau zum Bahnhof, wo um 7.30 Uhr (!) ein Zug abfuhr. Nach mehrmaligem Umsteigen – die Räder waren im Zug – erreichte man den Bestimmungsort, spielte 90 Minuten Fußball und hetzte wieder zum Bahnhof. Die Prozedur der Hinfahrt wiederholte sich in umgekehrter Reihenfolge. Abends um ca. 21.00 Uhr (!) kam man schließlich zerschunden und zerschlagen wieder zu Hause an. Nur ganz große Idealisten, um nicht zu sagen Fanatiker, konnten solche Unannehmlichkeiten über längere Zeit in Kauf nehmen. aus: Helmut Hardt: Nachkriegsfußball. Zeitzeugen erinnern sich. 2006 Dass man als Unparteiischer auch als so genannter „Spätstarter“ noch viel erreichen kann, zeigt das Büchlein „Fußball – mein sportlicher Wegbegleiter“, das der Albshausener Schiedsrichter und Autor Helmut Hardt jetzt vorgelegt hat. 90 Seiten stark ist das neue Werk des gelernten Bankkaufmanns (Jahrgang 1941), der in seinem dritten Buch nicht nur die Geschichte des Fußballs vom Zweiten Weltkrieg bis heute Revue passieren lässt – sondern dem geneigten Leser auch viele interessante Anekdoten aus seinem eigenen, vom Sport geprägten Leben erzählt. |
Infos auch in: Josef Disper: Vom Sportverband zum Fußballkreis |
Kleiner Verein – ganz groß... Beim RSV Weyer ist die Fußball-Welt in Ordnung Nur einheimische Spieler im Bezirksklassenteam Nicht einmal 1000, sondern nur 927 Einwohner zählt Weyer. Im Zuge der Gebietsreform wurde die Oberlahngemeinde dem Nachbarort Villmar zugeteilt, postalisch schimpft man sich daher „Villmar 7“. Schon seit elf Jahren spielt der 299 Mitglieder zählende Rasensportverein 1918 im Fußballkreis Limburg, weil man hier verkehrstechnisch erheblich besser zu Rande kommt. Inzwischen avancierte der RSV zu einem Gütezeichen in Sachen Fußball im Limburger Raum. Dreimal (1965/66, 1970/71, 1974/75) wurde der Aufstieg in die Bezirksklasse Wiesbaden geschafft, zweimal ging es prompt im Paternosterverfahren zurück in die A-Klasse Limburg. Die Weyerer hatten schon den Ruf weg eine „Fahrstuhlmannschaft“ zu sein. Oft vermittelte das Abschneiden den Eindruck: Der RSV ist für die A-Klasse fast zu stark, für das „Bezirksoberhaus“ eine Idee zu schwach. Im vergangenen Jahr aber hatte das Team keine Schwierigkeiten mit dem Klassenverbleib; unter dem nach Saisonende zurückgetretenen langjährigen Übungsleiter Bringfried Schneider (Niederselters) reichte zu einem soliden Mittelplatz (8. Rang). Schneiders Nachfolger Werner Schmitt (Niederbrechen) führte die „Grün-WeiBen“ dann in den ersten Wochen seiner Tätigkeit ins Kreispokalfinale (0:2 gegen den Gruppenligisten RSV Würges). Dreimal standen die Weyerer in den letzten sechs Jahren im Pokalendspiel, doch nur 1974 gelang mit einem 4:2-Erfolg über den SV Erbach der große Wurf. Das Bezirksklassenteam besteht aus einer gesunden Mischung zwischen Routiniers und Nachwuchstalenten. Der 36jährige Libero und Spielführer Gerhard Weidl, ohne Zweifel das Weyerer Fußballidol, stand übrigens schon 1959/60 in der ersten Mannschaft, die damals den Titel in der A-Klasse Oberlahn errang und in die Bezirksklasse Gießen/Marburg-Süd aufstieg. Auch seinerzeit gab man in der höheren Umgebung nur ein einjähriges Gastspiel. Dennoch hat die Moral nie darunter gelitten. Kameradschaft ist Trumpf, auf eine Beteiligung am „Spielerkarussell' wird verzichtet. Stattdessen steckt man Geld in die Jugendarbeit. A-, Bund C-Jugend bilden eine Spielgemeinschaft mit dem Nachbar TSG Oberbrechen, während die Jüngsten (D-, E-.Jugend) unter „eigener Flagge“ an der Punktrunde teilnehmen, Demnächst Klubhausbau Der verheißungsvolle Start in der noch jungen Saison – als dieses Porträt aufgezeichnet war man noch unbesiegt – läßt die Verantwortlichen hoffen, daß die Mannschaft sich weiter festigt. Der RSV will sich heuet endgültig in der Bezirksklasse etablieren, zumal im kommenden Sommer das 60jährige Stiftungsfest ansteht. Die Vokabel „Abstieg" wird derzeit in Weyer nicht mehr In den Mund genommen. Das ausgeprägte Zusammengehörigkeitsgefühl - auch bei Niederlagen! – ist dabei das eigentliche Trumpfas der „Grün-Weißen“. Finanziell braucht der Verein nicht zu klagen. Die Bevölkerung von „Villmar 7“ steht hei Heimspielen geschlossen hinter ihrer Mannschaft, zudem sorgen gesellschaftliche Veranstaltungen für das nötige Kleinfeld. Manfred Disper aus: Hessenfußball 7/1977, Seite 10 |
(c) www.weyeriana.de · /Orte: Weyer.Oberlahn/ · Letzte Änderung: 18. Juni 2018