W E Y E R |
Eintrittskarte In Freundschaft RSV
WEYER siehe
auch: |
RSV Weyer
Der sportliche Wiederanfang in Weyer nach 1945 Der Zweite Weltkrieg war zu Ende. Nach und nach kamen die Männer wieder nach Hause und waren bereit, da weiterzumachen, wo sie vor dem Krieg auf gehört hatten Glücklicherweise war der Verein nicht aufgelöst worden und das Vereinsvermögen noch vorhanden. Mit Albert Jost als Vorsitzendem begann die Nachkriegs-Ära. Die Unverwüstlichen trafen sich bereits nach wenigen Mona ten wieder zum Training und zu Spielen untereinander fast allabendlich auf dem Sportplatz. In der Zeit bis zur Währungsreform 1948 fehlte es am Allernötigsten. Das Essen war bei vielen knapp, und man erinnert sich noch dankbar an die vielen Büchsen Hausmacher Wurst, die Pressköpfe und die Brotlaibe, die nach dem Training oder einem Spiel mit Heißhunger verschlungen wurden. Gespendet wurden sie jeweils von den Sponsoren aus dem „Bereich der Landwirtschaft". Genauso waren es auch die Bauern, die im Tauschhandel gegen Frucht aus der Gerberei in Runkel Leder für Fußbälle und Fußballschuhe besorgten. Beide wurden dann von ortsan sässigen Schustern „maßgeschneidert". In den Kreisen der „Damaligen" spricht man noch mit Grausen von einem selbst gemachten Ball, der sich bei einem Spiel im Regen nicht nur in die Form eines Eies verwandelte, sondern dann auch noch an die 800 Gramm wog An der Stelle, an der die Gummiblase in die Hülle kam, war der Ball mit einem Lederriemen fest verschnürt. Diese Stelle war allerdings auch der Ballschwerpunkt, wenn mit diesem der Ball auf den Kopf traf, tat es furchtbar weh. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Spieler nach einem fest geschossenen Ball an den Kopf zusammen sackte und zu Boden ging. Ebenfalls aus der Not geboren war das erste Trikot, in dem die Mannschaft die Meisterschaft errang. Man hatte nicht etwa die Vereinsfarben Grün-Weiß in Rot-Weiß geändert, sondern rot war der einzige farbige Stoff, der für zehn rote Hosen und Bündchen am weißen Hemd aufzutreiben war es handelte sich nämlich um Fahnenstoff aus der vergangenen „tausendjährigen" Zeit. Zu den Auswärtsspielen in der Verbandsrunde gelangte man generell zu Fuß oder mit dem Rad Eine Tour nach Seelbach ist den Beteiligten noch als besonders strapaziös im Gedächtnis: Den Dirnberg hinauf und durch den Villmarer Wald hinunter gelangte man zur Eisenbahnbrücke, die etwas oberhalb des Naturfreun dehauses Villmar über die Lahn führt. Der ganze Tross (darunter die beiden langjährigen Betreuer Richard Bauer und Erich Hartmann) marschierte dann auf den Eisenbahnschwellen über die Lahn, nicht ohne dass ein „Kundschafter" vorher einmal kurz das Ohr auf die Schiene gehalten hätte, um einen eventuell herannahenden Zug anzukündigen. Jenseits der Lahn stapfte man dann wieder durch den Wald nach Seelbach. Dort zog man sich um, entweder auf dem Sportplatz oder in einer Wirtschaft, spielte, wusch sich an einem Brunnen, manchmal auch in einem Bach, und nach einem Bier traten alle wieder den Heimweg an. Die Strapazen der Spiele unter den damaligen Verhältnissen sind noch unvergessen. Mit dem Fahrrad in Verbindung mit der Eisenbahn ging man sonntags auf die Reise. Zum Spiel nach Frankenberg/Eder z.B. fuhr und schob man die Fahrräder über den Galgenberg durch den Wald bis nach Aumenau zum Bahnhof, wo um 7.30 Uhr (!) ein Zug abfuhr. Nach mehrmaligem Umsteigen – die Räder waren im Zug – erreichte man den Bestimmungsort, spielte 90 Minuten Fußball und hetzte wieder zum Bahnhof. Die Prozedur der Hinfahrt wiederholte sich in umgekehrter Reihenfolge. Abends um ca. 2 1. 00 Uhr (!) kam man schließlich zer schunden und zerschlagen wieder zu Hause an. Nur ganz große Idealisten, um nicht zu sagen Fanatiker, konnten solche Unannehmlichkeiten über längere Zeit in Kauf nehmen. aus: Helmut Hardt: Nachkriegsfußball. Zeitzeugen erinnern sich. 2006 Dass man als Unparteiischer auch als so genannter „Spätstarter“ noch viel erreichen kann, zeigt das Büchlein „Fußball – mein sportlicher Wegbegleiter“, das der Albshausener Schiedsrichter und Autor Helmut Hardt jetzt vorgelegt hat. 90 Seiten stark ist das neue Werk des gelernten Bankkaufmanns (Jahrgang 1941), der in seinem dritten Buch nicht nur die Geschichte des Fußballs vom Zweiten Weltkrieg bis heute Revue passieren lässt – sondern dem geneigten Leser auch viele interessante Anekdoten aus seinem eigenen, vom Sport geprägten Leben erzählt. |
(c) www.weyeriana.de · /Orte: Weyer.Oberlahn/ · Letzte Änderung: 02. September 2018