Guckelmühle bei |
Postkarte, Gruß von der Guckelmühle bei Weyer (Oberlahnkreis) Sommerfrische Ausschank alkoholfreier Getränke siehe auch: |
Klaus-Dieter Ehrhardt: Die Mühlen in Weyer,
in: 1200 Jahre Weyer (790–1990), S. 210–213
Die Guckelmühle Nach mündlicher Überlieferung soll in dem Bereich der heutigen Guckelmühle ursprünglich eine Wüstung (Ansammlung weniger Gehöfte) mit dem Namen „Bruchhausen“ – Otto Dänner berichtet von einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1194 n. Chr., in der ein Ort mit dem Namen „Bruchhusen“ erwähnt wird – bestanden haben, der im dreißigjährigen Krieg entweder verlassen wurde oder ausgestorben ist. Diese Aussage könnte durch die heute noch existierende Gemarkungsbezeichnung „Bruchwiesen“ (Bruch = sumpfiges, feuchtes Gebiet) gestützt werden. Außerdem konnte man – zumindest in den 50-er Jahren noch Mauer- und vor allem Schieferreste zwischen Guckelmühle und Stollenmühle (Gemarkung Münster) finden, was ebenfalls auf eine Ansiedlung hindeutet. Als erster namentlich erwähnter Besitzer wird der Müller Karl Bruchhäuser (1726–1800) genannt. Das Müllerhandwerk wurde in der auf diesen zurückgehenden Familie über mehrere Generationen weitergeführt bis hin zu dem Müller und Bäcker Adam Ebel. Die Guckelmühle war Ende des 19. Jahrhunderts ein großes Anwesen mit Mühlbetrieb, Bäckerei und Landwirtschaft. Man kann sagen, dass die damaligen Inhaber wohlhabende Leute waren. Zwei Belege aus der Zeit um 1900 mögen dies zeigen. Zum einen waren die Räume sehr groß und hoch, und der Fußboden in der Wohnstube war weiß gestrichen, damit kein Mehlstaub zu sehen war. Zum anderen wird überliefert, dass die Müllerin („Guckelmillersch Liss“) jeden Morgen eine Magd zu „Bruchwissersch Bernche“ (Born in den Bruchwiesen) schickte, um frisches Wasser für ihren Morgenkaffee holen zu lassen (mündlicher Bericht einer Weyerer Einwohnerin). In dieser Zeit wurde Brot mit Pferdewagen bis nach Haintchen und Langhecke geliefert. Die Bewohner von Weyer kamen zur Guckelmühle, um ihre Kuchen dort zu backen. Die Zutaten trugen sie in Körben den Weg über das Haintgesfeld zur Mühle. Die Kuchenbleche wurden dann auf den Köpfen nach Hause getragen. Auch war die Guckelmühle an Sonntagen ein beliebtes Ausflugsziel, wo sich die Leute unter der heute unter Denkmalschutz stehenden Linde trafen. Nach Adam Ebels Tod (1905) wurde die Guckelmühle an die Familie Heberling verkauft, die den Mühl- und Backbetrieb weiter aufrechterhielt. Auch unter den folgenden Besitzern, der Familie Markwardt, wurde die Mühle bis nach dem Ersten Weltkrieg weitergeführt. Deren Tochter kam bei einem tragischen Unfall in der Mühle ums Leben. Das mag der Grund für die Veräußerung des Anwesens gewesen sein. Seit der Übernahme durch August Völker und Peter Daubenfeld (ca. 1923) wurde auf der Guckelmühle nicht mehr gemahlen, obwohl in einem Auszug aus dem Wasserbuch vom 3.5.1927 das Staurecht für die Besitzer eingetragen wurde. Seither wurde und wird das Anwesen nur noch zu Wohnzwecken genutzt. Von 1940 bis 1948 durch die Familie Moses, von 1948 bis 1950 durch die Familie Kupfer und von 1950 bis 1970 durch die Familie Kahlig. Interessant ist die Tatsache, dass das Anwesen erst 1956 – das übrige Dorf zwischen 1906 und 1909 – an das Stromnetz angeschlossen wurde. Bis 1948 war man noch auf Petroleumlampen und Sturmlaternen angewiesen. Dann wurde Elektrizität durch Wasserkraft erzeugt. Frau Kohl, die diese Zeit als Kind miterlebte, berichtete mir, wie es in kalten Wintern um die Stromversorgung bestellt war, wenn das Wasser gefror und durch die Unwucht des langsamlaufenden Wasserrades die Lampen dauernd flackerten und das „Radio jaulte“. Ein weiterer sehr wesentlicher Grund für den Anschluss ans örtliche Stromnetz war der durch die Lederfabrik in Wolfenhausen zur stinkenden Kloake gewordene Laubusbach, der doch zu einer starken Geruchsbelästigung für die Bewohner geworden war. Der aus diesem gespeiste Mühlgraben wurde deshalb 1959 verschlossen und verlandete, so dass sein Verlauf heute kaum noch sichtbar ist. Das alte Wasserrad war 1971 bei dem Verkauf der Guckelmühle an die Familien Schädlich und Baur noch vorhanden. 1980 wurde das Anwesen von Familie Blüm und 1986 von Familie Michaelis erworben. In diesem Jahr errichteten die Besitzer auf dem Grundstück ein weiteres Wohnhaus (Laubusstraße 78a). Dieses hat in 1990 Werner Lindner gekauft. Das alte Mühlengebäude ist seit 1989 im Besitz von Frau Marianne Storl. |
Otto Dänner/Theodor Wittgen: Heimatbuch
Weyer, 1928, S. 86f
Guckelmühle zu Weyer Eigentümer: Karl Bruchhäuser.
Steht aber dermalen wegen dem Bergwerk still, dieses und der Müller müssen aber demnach den Pacht und Wasserlauf entrichten. |
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