Johann Peter |
Gemäldesammlung Sammlung von
Ansichten öffentlicher Plätze, in Coeln herausgegeben von J. P. Weyer Stadtbaumeister siehe auch: |
Sammlung von Ansichten öffentlicher Plätze, merkwürdiger Gebäude und Denkmäler in Cöln, herausgegeben von J. P. Weyer, Stadtbaumeister Im leuchtenden Kolorit romantischer Begeisterung liegen hier als Faksimile die Lithographien vor, die im Jahre 1827 der Kölner Stadtbaumeister Johann Peter Weyer von Anton Wünsch fertigen ließ. Sechs Lieferungen mit je vier Blättern sind erschienen. Nur in wenigen Sammlungen ist eine vollständige Ausgabe zu finden. Noch seltener ist ein Umschlag erhalten, der mit dem vollständigen Titel der von Weyer geplanten Sammlung uns auch Auskunft über die Absichten des Stadbaumeisters mit seinem kostspieligen Unterfangen gibt. in der hier faksimilierten Mappe aus dem Besitz der Kölner Bank von 1867 ist sogar ein überzähliges Batt erhalten. St. Aposteln mit den exerzierenden Soldaten auf dem Westteil des Neumarktes ist in der von Johann Jacob Merlo 1895 vorgelegten Aufzählung nicht enthalten. Hat es ursprünglich Absichten für eine 7. Lieferung gegeben? Die ursprünglichen Titel der Blätter, die im Faksimile teils durch die heute gebräuchlichen Bezeichnungen ersetzt worden sind, lauten:
Jedes Blatt ist unten links bezeichnet «Lith. v. Wünsch» und unten rechts «h. g. v. J. P. Weyer». Johann Peter Weyer zeichnet auf dem Umschlag der Lieferungen und ja auch bei den Unterschriften der einzelnen Blätter, die bei der Wiedergabe weggelassen wurden, als Herausgeber. Damit lässt er für uns die Frage offen, wer die Zeichnungen als Vorlage für den Lithographen Anton Wünsch fertigte. War es der vielbeschäftigte Stadtbaumeister selbst, der Jahre später für einen Teil einer anderen Serie von Stadtansichten die Vorlagen lieferte? Oder beschäftigte er für dieses Projekt schon den Zeichner Thomas Cranz (1796–1853), der in den vierziger Jahren in seinem Auftrag eine Fülle von Kölner Bauten und Kölner Kostbarkeiten für ihn lieferte? Vergleicht man aber diese Zeichnungen mit den vorliegenden Lithographien, so erscheint die Vermutung am zutreffendsten, die im Lithographen Anton Wünsch (1800–1833) auch den Zeichner sieht. Die von Thomas Cranz gefertigten Zeichnungen, von Adolph Wegelin (1810–1881) aquarelliert, gehören heute zum kostbarsten Bestand des Kölnischen Stadtmuseums. Aber in der Wahl der Perspektive, im Ausmaß des gewählten Umfeldes der dargestellten Bauten, weichen die Konzeptionen entscheidend voneinander ab. Da Anton Wünsch sonst den größten Teil der von ihm lithographierten Blätter auch gezeichnet hat, können wir annehmen, dass er auch hier im Auftrag des Stadtbaumeisters tätig geworden ist. Diese Blätter, ursprünglich in zart schattierenden Strichen des Hell-Dunkels der Kreidelithographie, die eine kleinteilige Körnung ergeben, sind wenig nach Erscheinen, von Hand mit kraftigen Aquarellfarben koloriert worden. Der Farbcharakter ist weitgehend durch die ganze Serie hindurch einheitlich. Eine solche Kolorierung wird manchmal heute als Eingriff ins «Original» empfunden. Aber bevor man im Laufe des späteren 19. Jahrhunderts preiswerte Mehrfarbendruckdechniken entwickelte, war das Kolorieren von Stichen und Lithographien ein – im doppelten Sinne – gewohntes Bild. Da die Schattierung vorgegeben ist, können große Flächen mit jeweils einer Farbe angelegt werden. Unsere Serie ist ein Beispiel sorgfältigeren Vorgehens. Hell und Dunkel, Licht und Schatten, werden mit abgestuften Farbtönen betont. Damit drängt die gekonnte malerische Wirkung bei fast allen Blättern den ursprünglichen Charakter von Zeichnungen in den Hintergrund. Die Zeichnung wird nur noch zum Anlass des farbigen Blattes, des Aquarells. Die Leistung des unbekannten, sicherlich schlecht bezahlen Koloristen trift in den Vordergrund. Mehr noch als im abstrakteren Hell/Dunkel der Zeichnung und Lithographie wird damit das Anliegen des Kölner Stadtbaumeisters (19.5.1794–25.8.1864) sichbar gemacht, «Ansichten öffentlicher Plätze» wiederzugeben. Es sind Ausschnitte aus dem lebendigen Gefüge einer Stadt, die gerade die ungeheuren Unwälzungen der französischen Revolution hinter sich gebracht hat. Viele Bauten sind bereits verschwunden. Aber diese Darstellungen zeigen, dass manches im Jahre 1827 noch steht, was wir heute schmerzlich vermissen. An Gebäuden sind es die Verluste von St. Mauritius und St. Jakob, die zu beklagen sind. St. Jakob war bereits 1825 auf Abbruch versteigert worden, aber St. Mauritius erlitt dies Schicksal erst 1859/60. Auch auf den anderen Blättern entdecken wir rasch, was sich seit nun bald 160 Jahren in Köln verändert hat. Das ist nicht nur de Folge des Zweiten Weltkrieges. Die großen Kirchen, die historischen Denkmäler sind aus den Trümmern wiedererstanden. Als historische Präparate stehen sie in moderner Umgebung. Johann Peter Weyer, der als Stadtbaumeister von 1817 bis 1844 und bis zu seinem Tode 1864 als Unternehmer und Berater der Stadt, der Banken und vermögenden Bürger die Bauarbeiten und Straßenneuanlagen an vielen Stellen der Stadt leitete, hat diese Veränderung des Stadtbildes sicher kommen sehen. Und als Kunstsammler, dessen bedeutende Sammlung 1862 versteigert werden musste, hat er offensichtlich ein Gefühl für die gewachsene Stadt als Kunstwerk entwickelt, das ihn veranlasste, diese Serie von Lithographien herauszugeben. Der Titel der Sammlung stellt die «Ansichten öffentlicher Plätze» an die erste Stelle der langatmigen Aufzählung. Und auf den einzelnen Blättern erscheint meist auch ein bedeutender Bau im Rahmen der über Jahrhunderte gewachsenen Umgebung. Anders sahen die Kunsthistoriker wie z.B. Sulpiz Boisseré (1783–1854) die Bauten in ihren Werken die Bauwerke. Sie werden in den Abbildungen, die sie ihren Werken beifügen, bereits isoliert, herauspräpariert aus der Umgebung, um sie ganz, in vollem Glanz zeigen zu können. Das geschieht seit der Säkularisation Im Jahre 1802 auch in der Wirklichkeit. Die Nebengebäude der Kirchen, die kleinen Pfarrkirchen, die Häuser der Kanoniker gehen unter. Neue Plätze, neue Straßen werden geschaffen, ein neues Zeitalter prägt der Stadt neue Strukturen auf. So ermöglichen diese Blätter einen Blick nicht nur auf baugeschichtlich interessante Zustände der großen Kölner Architektur sondern – wichtiger sogar – eine Ahnung von den Stimmungen des Lebens in einem Köln auf der Schweile zu unserer Gegenwart. Werner Schäfke |
Postkarte, Prager Hof, das alte
Hackenay'sche Haus zu Cöln 1824. |
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