Eduard, Thomas, Johannes,
Frieda, Wilhelm
W E Y E R

Ausschreibungs-/Abrechnungsblatt Schulhausbau Dreisbach
aus dem Abrechnungsbuch der Schieferdecker und Gebrüder Eduard sen. und Thomas Weyer

Gegenstand

Tit. IV Dachdeckerarbeiten
incl. Materiallieferung

14,50 · 5,60 · 2 + (0,55 + 3,00) · 1/2 · 3,25 · 4
– (4,70 · 3,40)  · 1/2 · 2 = 169,50 qm

Pos 28.
169,50 qm Dachflächen mit 16'gen Tannenbowlen (besäumt) dicht zu verschaalen und mit bestem Siegener Grundschiefer nach deutscher Art in schrägen gewallten Reihen windab mindestens 1/3 überdeckt wasserdicht einzudecken incl. verzinkten Dachhaken und Dachnägel(n), Eindichten der Balken und Kamine

à 3,80  644,10

(5,60 · 4 + 9,28 · 2) · 0,60 + 3,20 · 4 · 0,55
= 31,62 qm oder rot

Pos. 29.
31,60 qm überstehende Dachwand abzuhobeln und die Fugen durch profilierte Leisten zu verdecken, als Zusatz

à 0,50  15,80

Pos. 30
2 gußeiserne Dachfenster zu liefern und einzudecken incl. Verglasung und Anstrich

à 8,00  16,00

Chronik
der evang. Klasse der Schule zu Dreisbach (1885 bis 1939)

Das Original ist im Archiv der Stadt Netphen, Nr. B 897

Einklebeblatt im Deckel:
Betr.: „Chronik der evangelischen Schule zu Dreisbach“
(Schulchronik Nr. II)

Allgemeine Angaben über die Schulchronik Nr. II.
Die vorgenannte Chronik enthält Eintragungen für die Zeit von 1885 bis 1939 (s.S.169) und wurde zunächst für die alte Dorfschule im Ortsteil Dreisbach angelegt. Diese befand sich seit 1789 neben der St. Leonhards-Kapelle (s. hierzu Schulchronik Nr. I, mit Lageplan). Im Jahre 1891 erfolgte der Abbruch von Schule und Kapelle und am 15.11.1891 wurde die neue Stillingschule eingeweiht (s.S.16 d. Chr.). Ihr Standort befand sich im Anschluß an Kapelle und Dorfschule. Die Stillingschule ist scheinbar nur bis 1929 als Volksschule benutzt worden, weil am 23.7.1929 der Neubau der Evangelischen Schule im Ortsteil Tiefenbach, an der Feldwasserstr. (rechts) eingeweiht wurde. (s.S.148 von Chronik Nr. II). Auch für diese Schule sind Eintragungen in die Chronik II vorgenommen worden. Dasselbe gilt für die gegenüber liegende alte Tiefenbacher Schule (Erbaut 1891/2). Nach 1929 diente die Stillingschule noch einige Jahre als Berufsschule und später als Feuerwehrhaus, mit Wohnungen. Der Abbruch erfolgte etwa 1975, wegen der Straßenerweiterung. Auch die Linde mußte am 8.3.1979 dem Straßenbau weichen. Über die Einweihung der alten Tiefenbacher Schule unterrichtet die Chronik II unter dem 2.2.1783. Weiteres über diese Schule ist nachzulesen in der Chronik Nr. III.
Netphen, den 12.4.1979 Ewald Reber

Chronik der evangelischen Schule zu Dreisbach.
Verf. der Königl. Regierung zu Arnsberg 22. November 1895
Begonnen Dreisbach, 11. August 1885

Kommt man auf der Sieg-Lahnstraße von Netphen herunter in das Dorf Dreisbach, so steht in der Mitte des Dorfes, rechts von der Chaussee ein teils aus Holz u. Fachwerk, teils aus Mauerwerk errichtetes, altertümliches Gebäude mit ziemlich genau von Osten nach Westen gerichteter Front. Das Dach ist sehr hoch und mit Schiefern gedeckt, welche auf der Nordseite, die keine Sonne bescheint, in smaragdgrünem Überzug prangen, aber trotzdem, oder gerade deshalb, leicht zerbrechlich sind, so daß der Schieferdecker (Eduard Weyer) meint, diese Seite müsse recht bald neu gedeckt werden. In der Mitte steigt über dem Dachfirst der cirka 12 m hohe hölzerne, ebenfalls mit Schiefern gedeckte Turm empor, auf dem der Hahn das schönste ist, denn alles übrige ist primitiv und dazu vieles baufällig.

Der aus Mauerwerk errichtete westliche Teil des Gebäudes ist die evang. Kapelle. Keine Urkunden liegen mehr vor, die Aufschluß geben könnten über die Entstehung derselben. Man muß aufgrund der Anlage des Ganzen, namentlich der mehr als 1 m dicken Bruchsteinmauer und der Konstruktion der Fensteröffnungen schließen, dass sie aus dem 14. oder 15. Jahrhundert herüber stammt, also zuerst römisch-katholischem Kultus gedient hat. Die hiesigen Einwohner behaupten, früher sei der Eingang auf der westlichen Seite gewesen, und der jetzige, von der südlichen her, sei erst später hergerichtet worden, während man den ursprünglichen zugemauert hat. Der Altar steht auf der östlichen Seite, die kleine Kanzel ist rechts von demselben errichtet. Die Frauenbänke sind zu ebener Erde, während für die Männer in dem westlichen Hintergrunde eine kleine Empore angebracht worden ist. Nach der Reformation muß die Kapelle simultan gewesen sein, denn erst in unserem Jahrhundert ist der Streit zwischen den Reformierten und Katholiken von Dreis-Tiefenbach über das Besitzrecht der Kapelle ausgefochten worden und zwar zu gunsten ersterer. Sie ist also jetzt zu Recht bestehendes Eigentum der Reformierten. Im Sommer werden an den Sonntag-Nachmittagen Lesegottesdienste darin abgehalten, zu welchen Versammlungen sie sich noch ganz gut eignet.

Vor langer Zeit brach man die östliche Mauer der Kapelle ab (wann ist wohl nicht zu ermitteln) und richtete eine Holzwand auf; dadurch gewann man Raum für die Kapelle. Und an diese Holzwand anfügend erbaute man aus Holz u. Fachwerk nun auch eine Schule, in welcher noch zuletzt Jung-Stilling in den Jahren 1758–59 die „Preisinger“ Schuljugend unterrichtete. – Im Jahre 1789 hat man diese alte Schule dann wieder erweitert, denn eine Inschrift über der Stubenthür lautet wörtlich also: „ Durch Hülfe und Beistand unseres Gottes, unserer lieben Obrigkeit und mildthätiger Mitchristen ist dieses Schulhaus von den Reformierten zu Dreis-Tiefenbach erbaut im Jahre 1789. – Dreieiniger Gott! Segne Lehrer und Lernende zu deines großen Namens Ehr und unserer ewigen Seligkeit. Amen“

Der Eingang zu der Schule führt von Süden her über eine fünf Stufen hohe Treppe. Man gelangt durch die äußere Thür in einen schmalen Gang, in welchem in der Mitte der Wand rechts sich die Thür zum Schulzimmer befindet. Gerade aus führt eine sehr steile Treppe auf den Boden. Das 1798 erbaute Schulzimmer war 7,81 m lang 4,06 m breit und 2,70 m hoch. Allein im Jahre 1840 war man gezwungen, dasselbe zu vergrößern. Und das geschah nach Osten hin, wobei man einen von dorther durch das Dorf führenden Wassergraben überbrücken mußte, um die nötige Grundfläche zu bekommen. (Die Baukosten betrugen laut Akkord=Contrakt 1170M.) So ist das Größenverhältnis des jetzigen Schulzimmers insofern verschieden von demjenigen des alten, als die wirkliche Breite ungefähr 6,25 m (Länge 7,81 m) beträgt. Die Grundfläche misst 48,8125 qm, der Kubikinhalt 131,794 Raummeter. In der südlichen u. nördlichen Wand sind je zwei Fenster, die östliche Wand ist mit 3 Fenstern versehen. Also 7 Fenster sind vorhanden und dennoch verhalten sich diese sieben Lichtflächen zusammen zur Grund-u. Bodenfläche wie 1:12 und das ist das äußerst zulässige Maß. Mit anderen Worten: Es kommt zu wenig Licht in das Zimmer! Der Schüler leidet unter diesen Umständen und namentlich bei dunkler Winterzeit leicht an den Augen, wie andererseits ohne Zweifel die Handschrift an Akkuratesse. Auch die Höhe des Zimmers ist nicht ausreichend. Zudem war man genötigt, um einen dunklen Vordergrund zu bekommen, die Subsellien [= Tische und Bänke] so aufzustellen, daß die Schüler nach Westen sehen. Die Wand von Westen und Osten ist aber kürzer als diejenige von Süden und Norden und zwar um 1,56 m, und so hat man also die faktische Längenseite zur Breitenseite u. umgekehrt genommen. Die mit dem größten Rechte von den Pädagogen aufgestellte Forderung lautet aber: Die Subsellien müssen so angebracht werden können, dass der Lehrer von seinem Katheder aus vor sich die Längenseite, rechts u. links die Breitenseite hat. Das ist aber hier nicht der Fall! Endlich steht mitten in dem Zimmer der Ofen mit einem sehr umfangreichen Mantel fest beschlagen. Er verdeckt dem Lehrer, wenn er nach rechts oder links geht, um dort zu unterrichten, einen großen Teil der auf der anderen Seite sitzenden Kinder. Durch diese zwei letzteren Übelstände ist die Aufrechterhaltung der Disziplin in hiesiger Schule sehr erschwert. Ebenso entsprechen die Subsellien in ihren Einrichtungen nicht im geringsten auch nur den mildesten Anforderungen der Schulhygiene.

Auf dem Boden der Kapelle steht eine große altertümliche Turmuhr, die leider zu 24 Stunden zweimal aufgezogen werden muß. Im Turm hängt eine etwas schwere Glocke, welche im Jahre 1865 am 10. Januar dem Eisengießer K. Bruch aus Münkershütten zum Gusse übertragen und von diesem am 2. März dess. Jahres fertiggestellt und aufgehängt wurde. Die alte, im Jahre 1752 gegossene Glocke war dem Karl Bruch zum Umguß mitgegeben worden u. kostete die neue Glocke 249 M. Die Umschrift auf der neuen Glocke lautet:

„Jesus Christus, gestern und heute u. derselbe auch in Ewigkeit.“
„Ich rufe die Lebendigen und begleite die Toten.“
Sie wurde zuerst geläutet beim Begräbnisse des Johann Wilhelm Dilling zu Tiefenbach.

Etwa 3 m westlich von der Kapelle steht eine alte Linde, die sogenannte Stillings-Linde, welche wohl deshalb diesen Namen trägt, weil der verehrte, selige Hofrat Jung, genannt Stilling, als er in seinem 16. Lebensjahre die hiesige Schule verwaltete, sich unter derselben so oft und so gern mit seinen Schülern versammelt und dort mit ihnen spielte. Merkwürdiger u. bedauerlicher Weise sind über sein Wirken und seine Amtsführung an hiesiger Schule keine weiteren Notizen mehr vorhanden.

Über die Lehrer aus früheren Jahren u. deren Besoldung ist in dem alten „Protokollbuch“ hiesiger Schule folgendes vermerkt: „Die Namen einiger früherer Lehrer finden sich auf einem alten beschriebenen Blatte vor, welches hier buchstäblich aufgeführt wird:

1. Johann Ludwig Roscher praehe u. Ludt. Moderator in ipso 1768
2. „J. G. Ginsberg ibid.dDessen Successor den 8br 1770.“
3. „Johann Schöler ibid,, dessen Successor, angefangen den 10. 8br 1777“
4. „G. Krämer ibid., dessen Successor, angefangn den 22. April 1779“
5. „J. Eberh. Vitt ibid. Dessen Successor. Angefangen den 4. Oktober 1779“
6. „Joh. H. Flender ibid. Dessen Successor, angefangen den 4. Oktober 1784“
7. „Albert von 1797 bis 1802“ darauf folgt:
8. „Friedr. Wilhelm Vetter bis 1808, wo er die Schule freiwillig verließ.“ Ihm folgte:
9. „Hermann Winchenbach, welcher die Schule fünf Jahre verwaltete, worauf sie wieder sein Vorgänger“
10. Fr. Wilh. Vetter annahm. Das jährliche Gehalt betrug nebst seinem (Wandel) Tische vierzig Thlr. Im Jahre 18 11 wurde der Wandeltisch abgeschafft und das Gehalt sechsundachtzig Thaler (jährlich) fixiert. Nachdem er nun bis zum Jahre 1838 die Schule verwaltet wo er vom Herrn über Leben und Tod abgerufen wurde u. das Zeitliche mit dem Ewigen vertauschte, da kam auf seine Stelle vom 25. Januar 1839:“
11. „Wilhelm Kühn dessen jährliches Gehalt beträgt Einhundertvierzig Thaler. Diese wurden zufolge höherer Verfügung mit den übrigen Schulbedürfnissen nach Abzug der Restsumme des Fonds, nämlich das Deficit des Schulkasse auf Grund= u. Klassensteuer zu gleichen Prozenten reguliert.“
12. „Friedrich Stähler kam am 22. November 1859 bei Lehrer Kühn, welcher kränklich war und keine Schule mehr halten konnte, als Gehülfe u. bekam ein Gehalt von monatlich 9 Thaler.“
13. „Wilhelm Völkel trat ein im Jahr 1860.“
14. „Reinhardt Schmidt im Jahr 1864 am 1. Januar, emer. 1. Juli 1872.“
„Karl Kühn fungierte als Lehrer dieser Gemeinde vom 1. August 1872 bis zum 2. März 1874.“ (Jetzt Lehrer in Grüne b. Iserlohn)
„Adolf Neumann bekleidete die hiesige Stelle vom 10. August 1874 bis zum 27. September 1876“ - Soweit das Protokollbuch.

Dem Lehrer Neumann folgte als Lehrer an der hiesigen Schule Schreiber dieses [Berichts], Rudolf Stutte. Geboren am 12. Juli 1852 zu Oberfischbach als Sohn des Lehrers Johannes Stutte und der Anna Margarethe, geb. Loos, besuchte ich von meinem 6. bis 14. Lebensjahre die Schule meines Heimatdorfes. Von 1869–1871 war ich Schulverwalter in Buchen bei Kreuzthal u. trat dann ein in das Seminar zu Hilchenbach, welches ich nach vorheriger Abgangsprüfung im Juli 1874 verließ. Vom 30. August 1874 bis Neujahr 1876 war ich Lehrer an der einklassigen Schule zu Oberhäuslingen u. darauf an der 2. Stelle der zweiklassigen Schule zu Buschhütten bis zum 31. März 1877. Am 4. April 1877 wurde ich dann durch Herrn Kreisschulinsp. Köhne zu Netphen bei hiesiger Schule eingeführt. Mein Gehalt beträgt 1500 M.-

12. April 1890
Was nun die baulichen Verhältnisse der hiesigen Schule anbelangt, so sind schon vor 20 Jahren die entschiedenen Mängel der Einrichtungen des Schullokals empfunden worden. (Damals waren etwa 85 Schüler vorhanden, jetzt 115 u. oft mehr.) Und verschiedene Vorschläge, wie man am billigsten durch Reparatur oder teilweisen Umbau des alten Gebäudes ein möglichst gutes u. entsprechendes Schulhaus erhielte, wurden entgegengenommen. Sie wurden aber zuletzt wegen ihrer Unzulänglichkeit alle verworfen u. im Jahre 1877 der Schul-Gemeinde aufgegeben, innerhalb 8 Jahren einen Schulbau-Fonds anzusammeln, damit zu einem völligen Neubau geschritten werden könnte. Es sind zu diesem Behufe jährlich 450 M im Etat aufgeführt worden. Allein die 8 Jahre waren verflossen u. es ließ sich nichts mehr von dem Neubau hören, bis im Jahre 1888 die Behörden eine umfassende u. eingehende Berichterstattung über Einrichtung aller Schullokale (wenigstens im Kreise Siegen) von den Schulärzten einforderte. Zudem wurde die hiesige evang. Schule am ?. Mai desselben Jahres von Herrn Schulrat Cremer aus Arnsberg revidiert u. infolge der Berichte des Herrn Schulrats u. des Schularztes kam wieder Bewegung in die Schulbau Angelegenheit. Die Behörde forderte bis zum 1. März 1889 vom Schulvorstand, mir, eine Äußerung, wie man gedächte das Schullokal umzubauen, dass es den Anforderungen entspräche, die behördlicherseits gestellt wurden. Daraufhin wurde der Baurat Haege beauftragt, wiederum einen Kostenanschlag über den Umbau einzureichen. Als aber die Schulvertretung denselben einsah, entschloss sie sich mit Einwilligung aller Gemeinde-Eingesessenen zum „Neubau“. Hierauf verlangte endlich die Behörde endlich einen Plan u. Kostenanschlag über denselben bis zu Neujahr 1890. Anfangs November 1889 war der Baurat Hage aus Siegen hinzugezogen, um einen solchen für die alte Baustelle auszuarbeiten, u. am 19. Februar 1890 ist derselbe auch der Königl. Regierung zu Arnsberg zugesandt worden, aber bis heute (12. April d.J.) ist noch keine weitere Anweisung behufs Inangriffnahme des Baues eingegangen.-

9. Juli 1890 
Endlich war der Bauplan und der Kostenanschlag von der Königl. Regierung revidiert an das Amts-Bureau zu Netphen eingesandt worden und am 3. Mai 1890 fand die öffentliche Vergebung der Bauarbeiten an die Unternehmer statt. Nun hatte der evang. Schulvorstand bedauerlicherweise versäumt, schon im vorigen Herbste die Konzession zum Neubau bei dem Gemeinderat von Dreis-Tiefenbach nachzusuchen. Man bedurfte nämlich einer solchen, da man den Neubau etwas weiter nach Osten rücken wollte. War es beleidigtes Ehrgefühl einzelner Herrn des Gemeinderates, daß man sie nicht früher gefragt hatte, waren es Sonderinteressen einzelner, oder hatte man wirklich das Wohl der Schule und die Verschönerung des Dorfes im Auge, wie man vorgab,- genug, der Gemeinderat versagte dem Baugesuch an die beabsichtigte Stelle die Genehmigung. Statt dessen wies man die evang. Schulgemeinde an, auf der südlichen Seite der Chaussee, zwischen dem Hause des Aug. Stettner u. demjenigen des Wilh. Nies, die neue Schule zu errichten. (Dazu bedarf es nun noch der Wegschaffung des dort stehenden Spritzenhauses.) Man sagte von Seiten des Gemeinderates, der nun empfohlene Platz sei schöner, besser, man brauche den oben erwähnten Wassergraben nicht zu verlegen oder zu überbrücken, man könne Schule halten während des Neubaus usw. (die Behörde hatte angeordnet, während des Neubaues in der Kapelle, die ja erst später abgebrochen zu werden brauchte, den Unterricht zu ermöglichen, was auch ganz gut angegangen wäre.) Der Schulvorstand und die Repräsentation aber schloß sich den Eröffnungen u. Ansichten des Gemeinderates an, und so erfuhr der Neubau wieder eine Verzögerung. Der neugefaßte Plan mußte wieder der Königl. Regierung zu Arnsberg unterbreitet werden. Über diesen Verlautbarungen ist also die Zeit bis heute wieder dahingegangen. Anordnungen seitens der Behörde sind noch nicht erfolgt. Man muss also wieder – abwarten!
Als Lehrer und Freund der Schüler darf man getrost behaupten, daß der Bau auf der alten Stelle mit der geplanten Weiterentwicklung nach Osten sehr wohl angebracht gewesen sei. Die Schule stand hier ruhiger als auf dem gegenüber liegenden Platz, hatte Südlicht, (was von nicht geringer Bedeutung ist); und wenn die Kapelle abgebrochen wurde, erhielt man dort einen ganz guten Spielplatz. –

12. Januar 1891

Der jetzige Schulvorstand besteht aus den Herren : Verwalter Heinrich Fuchs = Tiefenbach, Landwirt Herm. Kray = Dreisbach u. Landwirt Joh. Weyer = Dreisbach.

Des weiteren ist nun heute folgendes zu berichten: Als im Sommer 1890 der Bauplatz zwischen den Häusern des W. Nies u. Aug. Stettner abgesteckt wurde (der mit Regelung des Neubaus beauftragte Königl. Landrat Keil in Siegen verlangte einen neuen Situationsplan) erhoben die beiden Hausbesitzer Protest gegen die Ausführung des Baues auf der neuen vom Gemeinderat angewiesenen Stelle mit der Begründung, daß ihr altes Recht verletzt u. die Zufahrt zu ihren Häusern ihnen unmöglich wurde. Diesen ihren Protest hatten die beiden schriftlich aufgesetzt u. dabei einen neuen Bauplatz zwischen den beiden Dörfern Dreisbach u. Tiefenbach vorgeschlagen. Viele der evang. Eingesessenen Tiefenbachs hatten dann auf das Schriftstück wegen des ihnen näher gelegenen nun vorgeschlagenen Bauplatzes unterschrieben. Daraufhin wurden der Schulvorstand u. Schreiber dieses beauftragt, einen Bauplatz zwischen den beiden Dörfern auszusuchen u. in Vorschlag zu bringen. Diese entledigten sich ihres Auftrages, indem sie zwei Wiesenplätze in der „Thornwiese“ an der Chaussee, rechts und links, vorschlugen. Gefordert wurden pro Rute 20 M. Allein, ihre Vorschläge wurden von den Tiefenbachern und einigen Schul=Repräsentanten und dem Schulvorsteher Weyer in Dreisbach wieder verworfen. Da griff man wieder auf den ersten Bauplatz zurück, der Schulvorstand stellte wieder ein Gesuch wegen des Gemeindeplatzes behufs hinaufrückens des neuen Schulhauses vom jetzigen alten Platz an den Gemeinderat – u. siehe, diesmal genehmigte er dasselbe. So könnte …… der Bau beginnen. Inzwischen ( es war über all die Beratungen Dezember 1890 geworden) berieten sich wieder die Tiefenbacher evang. Eingesessenen u. verlangten die neu zu erbauende Schule zuerst nach Tiefenbach, oder Trennung von der Schulgemeinde Dreisbach mit Abgabe des halben Baufonds. Zur Beratung dieser Forderungen der HE. Kreisschulinspektor Pfarrer Köhne, Netphen Termin auf den 14. Januar gesetzt, wie gesagt wird. Man wird sehen, was dann weiter beschlossen wird –

Über eine Wasserflut, wie eine solche seit Menschengedenken hier noch nicht vorgekommen ist, ist zu berichten.
Vom Samstag, den 12. November 1890 bis Montag, 24. Novbr. regnete es unausgesetzt so stark, daß an dem Montag morgens gegen 10 Uhr bis Nachmittags 2 Uhr das Wasser einen Höhepunkt erreichte, der Bedenken erregte. Drei Familien (Kaiser, Weyer u. Stein) mussten aus dem unteren in das obere Stock ziehen.) Vom 26. November 1890 bis 15. Januar 1891 fast ununterbrochener starker Frost. Großer Wassermangel. Kälte oft 18 Grad R. Dann starker Schneefall. Samstag, 24. Januar Tauwetter

11. März 1891
Die diesjährige Schulprüfung fand am 17. Februar durch Herrn Kreischulinsp. Pfarrer Köhne, Netphen statt. Die Zahl der Schüler beträgt 112. –

Die Bauangelegenheit der Schule ist nun doch weiter vorgerückt. Nach wiederholten Beratungen ist der Bau an der alten Stelle mit der besagten Weiterrückung nach Osten festbeschlossen. Am 7. März hat die abermalige Verdingung an die Unternehmer stattgefunden. Im Anschluss an den Verding geschah auch der Verkauf der alten Gebäulichkeiten zum Abbruch. Das höchste Gebot leistete der Viehhändler und Landwirt Heinr. Breitenbach von Dreisbach, nämlich 205 M. da aber während des Neubaus der Schule in dem Kapellenraum der Unterricht bewerkstelligt werden soll, so kann Breitenbach zuerst nur die Schule abbrechen. Die Fortschaffung der Schul-Utensilien in den Kapellenraum geschah am 28. März durch Schreinermeister Gerhard, durch den Kirchenältesten Friedr. Kühn und den Schulvorsteher Herm. Kray nebst dessen Söhnen, nebenbei bemerkt, an einem Tag, wo Regen und Schneesturm die Luft durchbrauste.

25. April 1891
Die Witterung in diesem Frühjahr ist ein ganz abnorme. Die ersten lauen Tage waren der 19. u. 20. April. Doch kommt die Luftströmung immer wieder von Norden u. von Blätterschmuck an den Pflanzen ist noch nichts zu merken.

Die Schülerzahl beträgt demnach jetzt laut dem Schülerverzeichnis 123 Kinder. Ich habe mich, da mir die andauernde Anstrengung doch zu stark und von anderswo keine Hülfe in Aussicht gestellt wird, gedrungen gefühlt, schriftlich bei Hr. Kreisschulinsp. Pfarrer Köhne in Netphen vorstellig zu werden, bei der Königl. Regierung die Anstellung eines zweiten Lehrers zu beantragen. Das Bittgesuch ist am 18. April abgegangen. Schon im Mai war durch Veranlassung der Königl. Regierung eine Schulvorstandssitzung anberaumt behufs Angaben eines Bauplatzes für das zweite Schullocal.

16. November 1891
Bei dem Verding des Neubaus zu Dreisbach am 7. März d. J. erhielten folgende Unternehmer die Ausführung des Baues:

  1. Die Erd- und Mauerarbeiten incl. Verlegung des Grabens 4680 M. Werner, Buschhütten

  2. Die Zimmerarbeiten 945 M. Fischbach, Marienborn

  3. Die Schieferdeckerarbeiten 775 M. Weyer, Dreisbach

  4. Die Klempnerarbeiten 250 M Keßler, Weidenau

  5. Die Schreinerarbeiten 1940 M Gerhard u. Stötzel, Dreisbach. Letzterer hat die Sturm u. … Laden bearbeitet.

  6. Die Glaserarbeiten 235 M Faust, Eiserfeld

  7. Die Schlosser- u. Schmiedearbeiten 535 M Becker, Weidenau

  8. Anstreicherarbeiten 110 M Daub, Weidenau

Im ganzen demnach von allen Nebenarbeiten abgesehen 9475 M!


oben:
Abrechnung aus dem Kostenbuch der Schieferdecker Eduard und Thomas Weyer

Für die Evangelische Schule zu Dreis-Tiefenbach
190 ¤ Meter Dach gedeckt mit Siegenerschiefer  
a    ¤ Meter 4 Mark 40 Pf 836
31  ¤ Meter Vordachbretter abgehobelt a ,50m   15,50
2 Dachfenster mit Verglasung a 8 M   16

Summe

867,50

L *** erhalten

600

  269,50

1892 rest von 174 Mark

 60 Pf
   
   
Thomas hat 18 Tag a Tag 3 Mark 54
Eduard hat 17 Tag a Tag 3 Mark 51

29. Dezember 1891
Als der Bauleiter, Ingenieur Wiegand, Siegen, nun den Grundriß nach dem Projekt des Baurats Haege abgesteckt hatte, äußerte der katholische Gemeindevorsteher Günther, von Tiefenbach in Privatgesprächen, daß es mit dem Bau so nichts würde. Zu der Weiterschiebung nach Osten brauchte man ja Gemeindeland. Nun hatten die beiden Dreisbacher Schulvorsteher Kray u. Weyer den Schulvorsteher Verwalter H. Fuchs zu Tiefenbach ersucht, er solle, da er auch Gemeindeverordneter sei, das Gesuch um das Stück Gemeindeboden beim Gemeinderat vorbringen. Die drei Herren meinten, man brauchte so „praeter propter“ „14 Fuß“ nach Osten. Um Boden zur Ausführung des Projekts Haege hätte einer ersuchen müssen!! – Schulvorsteher Fuchs kommt um diese „14 Fuß“ ein, und der Gemeinderat bewilligt sie. Das war im Dezember vorigen Jahres. Allein: „Vorgethan u. nachgedacht“ etc. Der Grundriss der neuen Schule mißt außen 14 m Länge, die alte aber maß von der Kapelle nach Osten 7,25 m. Es fehlten demnach noch etwa 7 m Gemeindeboden. „14 Fuß“ = 4,375 m waren bewilligt; die Freistellung der noch nötigen 3 m hielt man für selbstverständlich. Der Baurat Haege hatte aber in Seinem Situationsplan den Bau so weit nach Osten gesetzt als möglich, damit derselbe eine recht günstige Stellung bekommt, in der Voraussetzung, daß keine Einwendung gemacht werden würde, da der Bau, so hingestellt, niemand hindere. Und nach diesem Haegeschen Situationsplan kam die westliche Wand etwa 1,25 m von der alten Kapelle weiter nach Osten zu stehen; und demnach waren dann außer der unbedingt nötigen 3 m noch 1,25 m erforderlich. „Die letzten 1,25 m sind nicht nötig u. werden nicht bewilligt“! so dachte man im Gemeinderate auch von seiten der zwei katholischen Gemeindeverordneten. So spitzte sich dann die Frage zu einer confessionellen zu, wenigstens zum Teil. – Und siehe eines Tages läuft ein Schreiben vom evang. Schulvorsteher u. den Schulrepräsentanten aus Tiefenbach beim Amtsbureau in Netphen ein, daß auch sie Widerspruch einlegten gegen diese Anlage des Baues; obschon die letzten Herren doch alle das Projekt Haege unterschrieben hatten. Nun fragt man billigerweise: „Hatte dieser Protest Grund? Wurde jemand von den Tiefenbachern geschädigt? Oder stand der Bau so nicht gut und vorschriftsmäßig? Von alledem nichts, aber – man befürchtete von seiten der Tiefenbacher – das zweite Schullocal könne demnächst noch dorthin angebaut werden, was aber nicht möglich sei, wenn man den Bau dicht an die alte Kapelle anrücke. Man ersuchte nun von Dreisbacher Seite u. seitens der Bauleitung um Inangriffnahme des Baues. Die Aufforderung an den Maurer Werner vom Amte her lief ein. Die Ausschachtung wurde begonnen nach dem Projekt Haege. Der Gemeindevorsteher Günther erschien u. verbot den Bau. Eine Woche vielleicht oder auch länger ruhte die Arbeit. Vom Amtsbureau in Netphen aber kam die Nachricht, in der Arbeit fortzufahren, niemand könne etwas dagegen sagen. Aber der Widerspruch erhob sich immer wieder; man hatte ja nur „14 Fuß“ bewilligt, sagte man lächelnd u. vielleicht spottend. So gingen unter Anläufen des Maurers zu arbeiten und Einwendungen der Ortsbehörde wohl gar 4 Wochen ins Land, bis endlich die östliche Fundamentmauer schon stand und zum Teil auch die östliche. Längsmauer. Mehrere Sitzungen des Gemeinderates hatten schon wieder stattgefunden: man wolle die noch fehlenden 3 Mauern doch bewilligen, weil es anders gar nicht gehe, aber die 1,20 m, die man weiter gegangen, seien nicht nötig, und es solle nun einmal nicht sein! Die Schulvorsteher von Dreisbach aber hielten sich an das Projekt Haege, es sei genehmigt u. unterschrieben, niemand werde durch Anlage des Baues auch nur im mindesten geschädigt u. – Tiefenbach habe ja nach früheren Protokollen eine Schule zugesichert erhalten. Aber alles das half nicht. Man wird sehen wer siegt! Jetzt wurde die Schulbaufrage eine Machtfrage.

Da wird eine Gemeinderats = und Schulvorstandssitzung an Ort und Stelle anberaumt, etwa Ende Mai und – Tiefenbach hat … : Dort waren 3 Gemeindeverordnete u. der Gemeindevorsteher dagegen, in Dreisbach nur 3 Gemeindeverordnete dafür: „Der Bau soll die oft … 1,25 m wieder weiter nach Westen geschoben werden, dicht an die alte Kapelle; damit Alle zu ihrem Recht kämen“. So endete denn endlich der unselige Kampf, der jedenfalls der evangelischen Schulgemeinde Dreis=Tiefenbachs sittlich sowie materiell geschadet hat, als sich gewisse Leute darüber gefreut haben. Eine feierliche Grundsteinlegung hat nicht stattgefunden. Die östliche Fundamentmauer wurde wieder herausgenommen und alles der jetzigen Anlage des Baues angepasst.

Gewonnen hat niemand auch nur etwas! Das 2. Schullocal ließe sich auch jetzt noch nach Westen anbringen, wenn es erforderlich wäre.

Neue Schule zu Dreisbach.

Der neue Bau ist aus Ziegelsteinen ausgeführt, 14 m lang u. 7,75 m breit. Der Schulsaal hat 10,25 m Länge, 6,50 m Breite und 3,75 m Höhe. Die Grundfläche beträgt also 66,6250 qm. u. der Kubikinhalt 249,843750 cbm. Vier große Bogenfenster auf der südlichen Seite geben ausreichend Licht ab. Der Turm ist von der Erde 17 m hoch und mit Zinkblech gedeckt. Die Glocke aus der alten Kapelle hatte keinen schönen Ton, auch war sie zu schwer. Man beschloß daher, eine neue zu beschaffen, und bezog dieselbe von dem bewährten Glockengießer Fr. W. Rincker in Sinn (Nassau). Schreiber dieses hat sie bestellt; ihr Ton ist „f“. Sie trägt die No. 860 u. die Umschrift lautet: „ Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch bis in Ewigkeit.“ Das Gewicht derselben beträgt 72,2 kg und sie kostet mit Beschlag 208,06 M. Die alte wog 85 kg und Rincker hat sie zum Umguß eingetauscht, das kg zu 1,20 M.

Auch eine neue acht Tage gehende Turmuhr ist auf dem Boden angebracht. Bezogen ist dieselbe von Weule in … und aufgestellt von Uhrmacher Jung in Weidenau. Sie kostet 600 M.
Die neue Schule ist nun am 15. November 1891 durch H. Pfarrer Köhne, Netphen eingeweiht worden und am 17. Novbr. ist zuerst Schule darin gehalten worden. Möge Gottes Segen zu allen Zeiten hier über Lehrende und Lernende walten und sein Reich darin erbaut werden zum zeitlichen und ewigen Wohl der Gemeinde! – Getauft wurde darin gleich nach der Einweihung „Wilhelm“, Sohn des Johannes Otto in Dreisbach; u. als erstes Paar sind darin getraut der Heinr. Kaiser und die Friederike Schmidt, beide aus Dreisbach. –

4. August 1893
Der Wunsch der evangelischen Eingesessenen von Tiefenbach, eine eigene einklassige Schule zu besitzen, ist nun doch in Erfüllung gegangen. Am 2. Februar 1893 wurde dieselbe eingeweiht. Gleichzeitig fand die Einführung des von der Königl. Regierung hierher gesandten Seminar-Abiturienten Max Hummitzsch aus Dortmund als Lehrer für die neu errichtete Schule statt. Es war die erste Schule, welche seit mehr als 20 Jahren im Kirchspiel Netphen neu eingerichtet wurde, wie Herr Kreisschulinspektor Köhne in seiner Einweihungsansprache erwähnte. – Die Teilung der Schüler auf Dreisbach und Tiefenbach ist in der Weise geschehen, daß alle Kinder, welche unterhalb der Mündung des Dreisbachthales ins Siegthal rechts, und ebenso das Wernsbachseifen in dasselbe links nach Tiefenbach, also auch in die Tiefenbacher Schule gehören. In der Schule zu Dreisbach verblieben 74 Kinder u. die evangelische Schule zu Tiefenbach besuchten zuerst 57 Kinder.

Neuwahl der Schulvorsteher 1893
Im Winter 1893 wurden an Stelle der scheidenden Schulvorsteher Verwalter Fuchs in Tiefenbach u. Johs. Weyer in Dreisbach der Rentner Friedr. Hoffmann in Tiefenbach u. Kirchenältester Friedr. Kühn in Dreisbach neu gewählt. Demnach wird die Schulgemeinde Dreis-Tiefenbach jetzt vertreten durch die drei Schulvorsteher Kray, Kühn, Hoffmann u. durch 7 Repräsentanten.

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Der heiße und trockene Sommer 1911.
Die Hitze- und Trockenperiode hat angehalten von Mitte Juli bis Ende August. Der heißeste Tag war wohl der 23. Juli, ein Sonntag, mit 32 Grad Cels. im Schatten. Somit hat diese Hitzeperiode seit dem Jahre 1850 die längste Dauer erreicht. Es wurden bisher schon derartige Hitzewellen von 27 Tagen festgestellt und zwar 1857, das bisher das Rekordjahr war. Ferner konnten im Jahre 1853 und im Jahre 1868 Hitzeperioden von 21 Tagen beobachtet werden. 8 – 10 tägige Perioden sind sehr häufig. Eine ununterbrochene Hitze u. Trockenheit von einigen mehr als 30 Tagen ist jedoch eine Abnormität, deren sich das Jahr 1911 allein rühmen kann. Die Folge davon ist Mangel an Grünfutter. Das Heu ist zwar gut geraten und vorzüglich geerntet worden, aber das Grumet ist sehr dürftig gewachsen und gibt nur eine mangelhafte Ernte. Der Viehstand wird darunter jedenfalls leiden und im Jahr 1912 werden hohe Viehpreise die Folge sein. Roggen und Weizen sind auch ergiebig gewachsen und bei dem trockenen Wetter gut geerntet worden, der Hafer aber entspricht dem Grumet. Die Ernte ist gering. Die Kartoffeln haben sich noch gut gehalten und versprechen wenigstens noch eine Mittelernte.

Der nasse Sommer 1912.
War besonders der Monat August vorigen Jahres trocken und heiß, so ist der August 1912 außerordentlich nass und kalt geworden. Aachen hatte mit 136,5 Millimeter nicht weniger als 184% der normalen Niederschlagsmenge. Das Siegerland zeigte 181–191 Millimeter Niederschlag. Noch reichlicher hat es im Bergischen Land geregnet. Elberfeld hatte eine monatl. Niederschlagsmenge von nicht weniger als 223,2 Millimeter, was 237% des 16-jährigen Durchschnitts ausmacht. Im Kreise Siegen waren im August nur 7 Tage ohne Regen. Durch die überreiche Regenmenge des Nachsommers (Der Regen hielt noch an bis tief in den September, hatte also eine Dauer von reichlich 6 Wochen) waren die Ernteaussichten in Bezug auf das Getreide u. auch wohl auf die Kartoffeln sehr getrübt. Der Roggen war so schön am Halm wie sonst selten, aber die Ernte verzögerte sich so sehr, dass ein beträchtlicher Schaden durch das Auswachsen der Körner selbst am Ritter unter dem Hut entstanden ist. Der Hafer litt in diesem Sommer ohnehin schon an einer Überwucherung des Bodens durch eine Art Labkraut, so, dass er sich nur in geringem Maße entwickelte. Nachher schadete ihm auch noch die Nässe bedeutend : er wuchs aus, und die Körner fielen ab. Die Ernte des Hafers ist demnach äußerst gering. Die Kartoffeln haben auffälligerweise wenig unter der Nässe gelitten. Der Ernteertrag ist gut.

Die Jahrhundertfeier der großen, denkwürdigen vaterländischen Ereignisse vom Jahre 1813 fand auch in unserer Gemeinde in würdiger Weise statt. Am Morgen des 10. März wurde in den Schulen durch Ansprache, Vortrag historischen Gedichten und Gesang der großen Taten der Väter ehrend gedacht. Die Kinder wurden mit einem 15 Pfgs. Butterwecken beschenkt. Die Schulen und viele Häuser waren beflaggt. Am Abend gegen 7 Uhr wurde durch die Mitglieder der verschiedenen Vereine (Krieger-, Jünglings-, Gesang- und Turnverein) ein Fackelzug veranstaltet, an dem auch 60 Knaben der evangel. Und 40 Knaben der katholischen Schule teilnahmen. Auf dem Heckersberg wurde ein großes Freudenfeuer angebrannt, zu dem die Schulknaben das Brennmaterial herbeigeschafft hatten. Die Festrede bei der Kaiser-Wilhelm-Eiche hielt Herr Lehrer Herrmann. Die Marschmusik bei dem Fackelzuge leistete der Posaunenchor des evang. Jünglingsvereins. Viele Häuser in den beiden Ortschaften waren während des Fackelzuges festlich beleuchtet( illuminiert). Bei der einfachen, nüchternen Gesinnung der siegerländer Bevölkerung muss die Art u. Weise der Festfeier schon anerkannt werden. –

Anlage der Siegen-Lothringer Werke.
In den Jahren 1912–1914 hat die Firma „Siegen-Lothringer Werke“ zu Siegen ihre Fabrik für Brückenbau und Eisenkonstruktion von Siegen nach hier verlegt. Sie hat „auf der Au“ von Eingesessenen der Gemeinde u. der Gemeinde selbst ausgedehnte Liegenschaften erworben (die Quadratrute durchschnittlich zu 8 M.) und dort eine Fabrik Anlage errichtet von etwa 140 m Länge u. 60 m Breite. Die Maschinen entsprechen alle den Anforderungen der Neuzeit. Sie werden elektrisch betrieben. Der Strom wird von dem Siegener Elektrizitätswerk bezogen. Die Firma ist imstande, bei vollem Betriebe etwa 300 Arbeiter zu beschäftigen.

Siegener Wasserwerks=Anlage.
Die Stadt Siegen hat zur selben Zeit (1911–1914) in der Nähe der genannten Fabrikanlagen ein Wasserwerk errichtet, dessen Pumpen ebenfalls elektrisch betrieben werden. Es sind Filtrierbrunnen hergestellt, und man ist imstande in der Minute ** cbm Wasser zu heben. Die Stadt Siegen hat auch der Gemeinde Dreis-Tiefenbach den Anschluss an ihre Wasserleitung in den verschiedenen Straßen ermöglicht, indem sie auf ihre Kosten das nötige Röhrennetz angelegt hat.

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Abschiedsfeier des Herrn Hauptlehrers Stutte und Ordensüberreichung
Zu Ehren des am 1. Januar 1916 in den Ruhestand getretenen Herrn Hauptlehrers Stutte fand am Donnerstag, den 15. Juni 1916 in der Wirtschaft Scheib eine erhebende Feier statt, an der neben den behördlichen Körperschaften und einer Anzahl Lehrer aus der Nachbarschaft auch viele Gemeindemitglieder, fast alles ehemalige Schüler und Schülerinnen des Herrn Stutte, teilnahmen. Herr Pastor Heide begrüßte als Lokalschulinspektor die Versammlung und insonderheit Herrn Hauptlehrer Stutte, dem er auch gleichzeitig Grüße der Lehrerkonferenz des Amtes Netphen übermittelte. Er erteilte alsdann das Wort dem Herrn Kreisschulinspektor Stein aus Krombach, der in bewegter, kerniger Rede dem Scheidenden für seine hingebenden, aufopfernden und vorbildlichen Dienste dankte, die er der Schule während seiner mehr als 41 jährigen Amtstätigkeit, worunter nicht weniger als 39 Jahre auf Dreis-Tiefenbach entfallen, geleistet hat. Im Auftrage der Königlichen Regierung überreichte er ihm gleichzeitig den von S.M. dem Kaiser verliehenen „Adler der Inhaber des Königl. Haus-Ordens von Hohenzollern“. Dem Dank der Gemeindevertretung gab Herr Gemeindevorsteher Günther unter Überreichung eines schönen passenden Bildes, Goethe auf dem Gickelhahn, in kurzen Worten Ausdruck. Auch eine ehemalige Schülerin des Jubilars, Lehrerin Fräulein Weyer überreichte mit begrüßenden Worten ein simonisches Geschenk in Form eines Tagebuches. Während des nun folgenden Kaffeetrinkens feierte Schreiber dieses den scheidenden Hauptlehrer namens seiner ehemaligen Schüler und gab ein Bild von dessen aufopfernden und selbstlosen Wirksamkeit, indem er schilderte, wie es beim Amtsantritt des Herrn Stutte um die hiesige Schule bestellt war und was aus ihr dank der Tüchtigkeit des Genannten geworden ist. Im Auftrage des Schulvorstehers dankte Herr Fabrikant Becker dem scheidenden Herrn Hauptlehrer und gab der Freude und Genugtuung darüber Ausdruck, daß auch die hohe Behörde dessen segensreiche Wirksamkeit erkannt und durch Verleihung des Ordens gekrönt habe. Ebenso widmete Herr Amtmann Altrogge dem Scheidenden einen Gruß und hob in seiner Ansprache hervor, daß sich dessen Tätigkeit auch über die Schule hinaus auf lokalpolitisches Gebiet, wie Schiedsrichteramt u.a. erstreckt habe. Er schloß seine Rede mit herzlichen Wünschen für die gesamte Familie Stutte. Tiefbewegten Herzens dankte am Schlusse der Feier Herr Hauptlehrer Stutte nach allen Seiten hin für ihm gewordene Ehrung und gab dann noch in anschaulicher Weise ein zusammenhängendes Bild über sein Leben und Wirken. Einige passende und gut vorgetragene Gedichte sowie gemeinsame Gesänge trugen zur Hebung der Feier bei, sodaß alle Teilnehmer mit Freude und Befriedigung darauf zurückblicken werden. Möge Herrn Hauptlehrer Stutte in seinem wohlverdienten Ruhestand fernerhin Gottes Segen begleiten und ihn ein lichter, fröhlicher Lebensabend beschieden sein.

Wilhelm Weyer wird aushilfsweise als Lehrer angestellt.

In der Zeit vom 1. September 1916 bis zum 21. Dezember 1916 verwaltete der Lehrer Stahl die hiesige dreikl. Schule allein, und am 22. Dezember nahm Herr W. Weyer, ein Kind unserer Gemeinde, seine Lehrtätigkeit an der hies. Schule auf. Er ist am 15. Januar 1891 in Dreis-Tiefenbach geboren. Nach sechsjährigem Volksschulbesuch kam er auf die Realschule zu
Weidenau und dann auf das Realgymnasium in Siegen, dem er bis zur Ablegung der Reifeprüfung 1912 angehörte. Darauf studierte er 7 Semester Geschichte, Deutsch und Theologie an den Universitäten Marburg und Berlin. Im Herbst 1915 musste er sein Studium abbrechen, weil ihm die Geldmittel ausgingen, denn sein Bruder, der ihn bis dahin sehr tatkräftig unterstützt hatte, war gefallen. Von Januar 1916 ab war er auftragsweise beschäftigt an der Volksschule (Friedrichschule) in Weidenau und wohnte bei seinen Eltern in Dreis-Tiefenbach. Um nun mehr freie Zeit für sein häusl. Studium zu erlangen, siedelte er am 22.12.16 ganz nach Dreis-Tiefenbach über, wo er an der Mittel- und Unterklasse der dreikl. Ev. Volksschule unterrichtete. Am 11. Juni 1917 fand die Einführung und Vereidigung des Herrn Weyer durch den Ortsschulinspektor Herrn Pfarrer Heider in Netphen statt. Anwesend waren die Mitglieder des ev. Schulvorstandes, Herr Gemeindevorsteher Günther u. Schreiber dieses. Herr Pfarrer Heider legte seiner Ansprache die Worte der heil. Schrift, Psalm 22, 27 + Kolosser 2,3 zu Grunde. Sodann wurde Herrn Weyer die Urkunde der einstweiligen Anstellung überreicht. Nach zweijähriger Tätigkeit an der hiesigen Schule, und nachdem von der Regierung in Arnsberg die Nachricht eingelaufen war, daß er an der Volksschule nicht endgültig eingestellt werden könnte, ließ sich Herr Weyer bis 1. April 1920 beurlauben und nahm eine Lehrerstelle an der Präparandenanstalt Homberg (Bez. Cand) an.

Am 1. April 1920 kam Herr Weyer an die hies. Schule zurück, + da die hies. Gemeindevertretung die Errichtung einer vierten Lehrerstelle beschlossen hatte, sind jetzt an der hies. Schule vier Lehrkräfte tätig. Die Schülerzahl beträgt 216.

Herr Weyer verläßt die Schule.
Vertretung des Herrn Diekmann

An demselben Tage revidierten die beiden erstgenannten Herren die Klasse des Herrn Weyer, der am 1.Juni an die Schule zu Laasphe versetzt wurde. An seine Stelle trat an demselben Tage der Schulamtsbewerber Dieckmann aus Siegen...

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