Friedrich Georg
W E Y E R

Zeitschriften-Artikel
aus: Jahrbuch der „Freunde alter Uhren“, Jg. XXIX, 1990, S. 89f

Friedrich Georg Weyer

Sechseckige Danziger Tischuhr
mit Zylinderhemmung
und »Wiener Schlag«

siehe auch:
Sechseckuhr Johann Georg Weyer
Taschenuhr Andreas David Weyer

Im Band XXV (1986) der Schriften der »Freunde alter Uhren«, Seite 9ff., beschrieb bereits H. Krieg eine derartige Tischuhr des Meisters J. Henner/Würzburg und listete dabei etliche Uhrmacher, auch aus Danzig, auf; der Verfertiger der weiter unten geschilderten Uhr ist allerdings nicht darunter.

Ferner stellte K. Herkner im Band XXVI (1987) der Schriften der »Freunde alter Uhren« auf Seite 45ff. eine Augsburger Tischuhr vor und brachte gute Detailaufnahmen davon. Die Uhr gleichen Typs, die ich hier etwas ausführlicher schildern möchte, bietet folgende Besonderheiten:

  1. Datumanzeige und Mondphasenindikation

  2. eine Zylinderhemmung und

  3. »Wiener Schlag«: die aktuelle Viertelstunde vorweg mit Doppelschlag, danach die verflossene Stunde mit Einzelton.

Abgesehen davon trägt sie die Signatur eines mir unbekannten Namensvetters; Abeler erwähnt einen Johan George Weyer/Danzig, so dass offenbar eine gewisse Handwerkstradition bestanden hat.


aus: Jürgen Abeler: Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 1977, 657

Die Uhr (Abb. 1) hat eine Kantenlänge von 8,5 cm, also 17 cm Durchmesser, eine Tischhöhe von 10 cm, sie ist auf massiven Messingplatten gearbeitet und wiegt 3,91 kg. Die Oberseite (Abb. 2) der Deckplatine ist durchgehend feuervergoldet und trägt ein rundes Stahlzifferblatt von 11,4 cm Außendurchmesser und 2,3 cm Breite, das die Stunden von l - XII sowie die Minuten 5,10,15... 60 zeigt. Über der VI findet sich in einem sektorförmigen Ausschnitt die Mondphasenindikation, unter der XII das Datum in einem Fensterchen. Die Bohrungen für die Aufzugsschlüssel liegen teils im Zifferblatt selbst (in der IIII bzw. zwischen VII und VIII für Stunden- bzw. Viertelstundenschlagwerk) oder innerhalb von ihm (unter der I für das Gangwerk). Diese drei Federhäuser werden mit Schlüssel 2,75 mm im Uhrzeigersinn aufgezogen, der Wecker oberhalb der III mit Schlüssel Nr. 00 gegen den Uhrzeigersinn.

Das Werk ist durch verglaste Fensterchen von allen sechs Seiten sichtbar, die Federhäuser sind schön graviert. Die Zylinderhemmung ist aus Stahl und völlig original ohne jegliche Überarbeitung; die Hebung geht nur vom Rad aus. Unterhalb der VI tritt seitlich eine Rufschlagkordel aus (Abb. 3), eine Bohrung im seitlichen Gehäuse bei III ist leer: hat sie früher einmal einen Weckerabstellmechanismus beherbergt? Die Schlagwerke sind nicht mit Windfängen ausgerüstet, sondern mit bohnenförmigen Hemm-Massen auf dem jeweils letzten Trieb.

Das Bodenteil (Abb. 4) aus Stahl mit zwei Glocken darin ist abklappbar; es kommen die Signatur »Anas David Weyer/Danzig«, der schön durchbrochene Unruhkloben mit Vierkant-Rücker sowie die gebläuten und geschwungenen Hämmerchen mit goldfarbenen Fischköpfen zum Vorschein. Die drei Füßchen sind nach außen hin kanneliert und mit gleichfalls goldfarbenen gegossenen Girlanden verbunden.

Zur Klärung der Herkunft habe ich im November 1984 die Uhr Herrn Dr. Maurice im Deutschen Museum München vorgestellt und von ihm den Rat erhalten, mich - leider vergeblich - an Frau mgr. G. Wlodarska vom Muzeumj Narodowe in Gdansk (Danzig) zu wenden. Auch weitere Vorstöße – so beim Danzig-Archiv (Prof. Ruhnau/Stuttgart), beim Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen (Dr. R. Helling/Hamburg), beim Verein für ost- und westpreußische Familienforschung in Münster, Schloss Wollberg, Westpreußen-Museum – blieben erfolglos. Eine ähnliche Uhr ist auch im Katalog XXIV des Auktionshauses Kegelmann/Frankfurt am Main unter Nr. 264 beschrieben (sie stammt von M. Carl & Sohn, Danzig). Die meinige findet sich in Katalog XXX (6./7. April 1984) unter Nr. 445. Vielleicht kann mir ein Mitglied unserer Gesellschaft weiterhelfen?

Dort stand die Uhr beschrieben:
445* GROSSE HEXAGONALE HORIZONTALTISCHUHR, sign. ANAS. DAVID WEYER DANZIG, vergold. Werk mit 4 Federhäusern für Gehwerk, Stunden- und Viertelstundenschlag und Wecker, vergold. Pilaster, Zylinderhemmung unter floraler Unruhbrücke, silb. Reglage, Schlag mit 5 Hämmern auf 2 Glocken, restauriertes vergold. Zifferblatt mit versilb. Zahlenreif, röm. Zahlen, Arkadenminuterie, Fenster für Datum bei der „12“, Ausschnitt für Mondphase bei der „6“, Gehäuse allseit. verglast, reich mit Bandwerk, Perlstab und Palmetten verziert, D = 15 cm, um 1760, Lit. Klaus Maurice, Band II, Abb. 632, (1937/1)
TAFEL 43

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