Cramer,
W E Y E R &
Müller

Postkarte
ungelaufen

Cramer, Weyer & Müller

Calle Villa Rica (Cramer und Weyer)

Die Firma hat sehr effektiv Kokosnüsse ausgepresst und Seife hergestellt.
Die Seifenproduktion belief sich z.B. 1894 auf über 60 Tonnen. Schwerpunkt der Produktion war hingegen die Herstellung des Basisprodukts, dem Palmöl aus der paraguayischen Kokosnuss.

aus:
Die Wahrheit über Paraguay: eine Entgegnung auf die Berichte der Herren Dr. Gensch und Jordan in der Zeitschrift "Export", Asunción/Paraguay, 1895

Asuncion, den 10. August 1894.

Dr. Hugo Gensch, den der „Export“ im Gegensatz zu den meisten in Paraguay ansässigen Deutschen als einen besonders competenten Beurtheiler der Verhältnisse dieses Landes anzusehen scheint, hat sich in No. 20 jener Zeitschrift vom 17. Mai d. J. eine Kritik über Veröffentlichungen erlaubt, die in den Mittheilungen der Handelskammer zu Frankfurt a. M. über wirthschaftliche Wünsche aus Paraguay enthalten waren. Die in auffallend unhöflichem Tone gehaltenen Auslassungen des Herrn Dr. Gensch haben wohl zum grössten Theil ihren Grund in persönlichem Groll gegen Herrn Cramer, von welchem jene Mittheilungen zum Theil stammten; wir wollen hier nicht verrathen, wo sich jener Groll herschreibt Was aber den sachlichen Theil der Kritik des Herrn Dr. Gensch betrifft, so kann es kaum etwas Verfehlteres geben.

Die Lage der Seifen-Industrie in Paraguay ist zur Zeit ganz anders, als sie Dr. Gensch darstellt. Die erste Fabrik ist die des Argentiners Norberto Molinas, die zweite die der Firma Cramer, Weyer & Müller; Mendiondon fabrizirt jetzt nur noch wenig Seife und in der Hauptsache nur Kokosöl. Die Cramer 'sehe Fabrik produzirt übrigens jährlich 31200 arrobas (à 11½ kg) Seife, das bedeutet bei dem gegenwärtigen Preise von $ 7,50 für die arroba eine Jahres-Brutto-Einnahme von 234 000 $.

So groß hat der Leser der Kritik des Dr. Gensch die Cramer 'sehe Fabrik sich gewiss nicht vorgestellt Nun ist diese Fabrik durchaus nicht die jüngste, wie Dr. Gensch behauptet, sie war es natürlich einmal. Vor mehr als einem Jahre hat ein Franzose, namens Cires, in Asuncion eine grössere Seifenfabrik gegründet, und außer diesem bestehen noch drei kleinere, von denen eine, speziell Toilettenseifen herstellende, einem früheren Deutschen, namens Kunze, gehört Wie kann sich nun Dr. Gensch erlauben, zu schreiben: Es existiren in Paraguay drei kleine Seifenfabriken, eine von Molinas, eine zweite von Mendiondon und die jüngste von einem Deutschen Cramer (Firma Cramer & Co.). Um die Sicherheit seiner Behauptungen ist er, wie man sieht, gewiss nicht zu beneiden. Nun findet er es natürlich merkwürdig, dass die „kleine“ Firma, nämlich Cramer, Weyer & Müller für eine Bagatelle, d.i. eine Maschine, durch die die paraguayische Kokosnuss mit all ihren Bestandtheilen zermalmt und zugleich das gesammte in der Fracht enthaltene Öl ausgepresst werden könnte, die deutsche Presse in Bewegung setzt — Es handelt sich hier um eine möglichst ausgiebige Verwerthung der in Paraguay stark vertretenen Kokosnuss. Dem, was in den Mittheilungen der Handelskammer gesagt ist, wollen wir nur hinzufügen, dass das Palmfleisch der hiesigen Kokosnuss festgestelltermaßen Palmöl enthält, das an Gute dem afrikanischen gleich ist, dass es aber bisher hier nicht gelungen ist, dasselbe in großem Maßstabe zu gewinnen; ferner, dass der Palmkern, aus dem das Öl zur Seifenfabrikation ausgepresst wird, hier nur mit der Hand mit Hammer und Steinen aufgeklopft wird und dass daher ein nur sehr geringer Theil der in Paraguay wachsenden Palmkerne zur Verwendung kommt.

aus:
Kunhardt, Oswald:
Wanderjahre eines jungen Hamburger Kaufmannes.
Eine Reise um die Erde in 1000 Tagen. Mit Abbildungen und Übersichtskarten.
Berlin, Reimer, 1897, S. 14

Die "Calle Palmas" gibt es heute noch, sie liegt im Zentrum von Asuncion. Im Hintergrund ist das Pantheon zu sehen. Das Gebäude sollte damit an der Ecke Palmas und der Calle 14 de mayo liegen. Dort sind heutzutage nicht mehr viele originale Gebäude erhalten.

(c) www.weyeriana.de · Letzte Änderung: 02. November 2012