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aus: Archäologie im Rheinland 1987, S. 54–56 Untersuchungen Paul Wagner siehe auch: |
Durch Fundmeldungen der ehrenamtlichen Mitarbeiter Toni Hürten und Dr. Neumann sowie Begehungen in den Jahren 1968 und 1984 waren der Außenstelle Zülpich mehrere Grabhügel aus dem Bereich des Weyerer Waldes bei Mechernich und in dessen näherer Umgebung bekannt. Von einer Gruppe dieser Hügel, die sich auf einer ausgedehnten Hangfläche unterhalb der Felsgruppe 'Hovenzeley' befindet, lagen durch Lesefunde und eine Schürfung aus dem Jahre 1968 Keramikfunde der Stufe Hallstatt C/D vor. Trotz dieser Ergebnisse war es unklar, ob es sich tatsächlich in einzelnen Fällen um Grabhügel oder um Lesesteinhaufen handelte. Ohne einen sicheren Nachweis durch eine Ausgrabung war somit die Denkmalwürdigkeit der Grabhügel in Frage gestellt. Deshalb wurde im Jahre 1987 einer der Grabhügel in das Grabungsprogramm der Außenstelle Zülpich aufgenommen. Aus dem langgestreckten Hügelgräberfeld aus zwölf Hügeln wurde im südlichen Bereich ein Hügel zur Untersuchung ausgewählt, der aufgrund seiner Beschaffenheit und des Erhaltungsgrades eine gewisse Aussicht auf Erfolg bei einer Grabung versprach. Es ist hier anzumerken, dass – soweit erkennbar – alle aufgesuchten Hügel Zeichen älterer Grabungsaktivitäten zeigen, sei es durch Trichter in der Hügelmitte oder durch seitliche Eintiefungen. Der Aufschluss des Hügels erfolgte durch einen Schnitt quer durch den westlichen Hügelteil zu einem älteren Trichter in der Hügelmitte (Abb. oben). Nach dem dabei erhaltenen Schichtenaufschluss wurde das Nordwestviertel des Grabhügels komplett abgetragen und die gesamte Hügeloberfläche zur Feststellung der exakten Ausdehnung und Oberflächenstruktur geputzt. Schließlich wurde der Schnitt über das Zentrum des Hügels hinaus bis 4 m südlich des Hügelgrabes weitergetrieben (siehe Abb.).
Für die Abmessungen des Hügels ergaben sich Durchmesser zwischen 8,05 und 8,60 m bei einer heute noch erhaltenen Höhe über dem anstehenden Fels von 0,62 m. Der gesamte Hügel ist aus anstehendem Dolomitfelsbruch aufgeschichtet, zwischen dem sich heute eingeschwemmte Verwitterungslehme und Humus finden. Dabei besteht der ganze Hügel aus einer Packlage, die im nördlichen Drittel, unter dem wahrscheinlich ehemals höchsten Punkt der Anlage, eine Kammer von 1,26 x 1,00 m enthält. Die Süd- und Ostseite dieser Kammer waren noch erhalten. Sie sind jeweils aus Dolomitplatten, die vom anstehenden Fels gelöst worden sind, gebildet. Die Steinpacklage war in ihren ungestörten Teilen fundleer. Die Grabkammer ist durch eine Raubgrabung, die nach der Begehung 1968 stattgefunden haben muss, zerstört worden; dabei wurde auch der höchste Punkt des Hügels abgegraben. Von den Grabbeigaben fand sich nichts mehr. Der Hügel war in seinem äußersten Bereich weder durch eine bewusste Steinsetzung noch durch einen Graben eingegrenzt. Neben der Störung durch die moderne Raubgrabung entdeckte man im Nordwestviertel des Hügels eine zweite Störung, die durch Keramikfunde in ihrer Einfüllung in römische Zeit datiert werden kann. Weiterhin hatte die Substanz des Hügels durch die auf ihm stehenden Kiefern und Setzlöcher für Baumsprösslinge gelitten. Überraschend war, dass unter dem Hügel eine wenige Zentimeter dicke Lehmschicht folgte, die sich offensichtlich unter dem gesamten Hügel und seinem Umfeld erstreckt. Sie enthält Keramikbruch der Stufe Hallstatt C/D sowie Schlacken und Eisenerz. Aus dieser Schicht stammen auch wenige Eisenteile, die ihrer Form nach zu einer Radnabe gehören könnten. Ausgehend von den Unterlagen im Ortsarchiv, den älteren Begehungen und einer Befragung der ortsansässigen Bauern wurden nun umfangreiche weitere Begehungen in der Umgebung der Grabungsstelle durchgeführt. Dabei fanden sich sechs Hügelgruppen, die 53 ziemlich eindeutige und 16 fragliche Grabhügel umfassen. Der überwiegende Teil dieser Hügel zeigt trichterförmige Spuren von Raubgrabungen und besteht, soweit erkennbar, jeweils aus einer Steinpacklage. Die Durchmesser liegen zwischen 6 und 15 m, die heute noch erhaltenen Höhen zwischen 0,5 und 1,5 m. Allen gemeinsam ist ihre Lage auf Erhebungen oder breiten Geländespornen, in der Regel etwas unterhalb der Hügelkuppen. In der etwas weiteren Umgebung wurde noch das Hügelgräberfeld in der Gemarkung 'Im Weilerheck' in der Gemeinde Nettersheim begangen. Auch hier bestehen die sieben sicheren Grabhügel aus Steinpackungen, obwohl der Fels an dieser Stelle nicht direkt ansteht und die Steine bewusst herbeigeschafft worden sein müssen. Hinzu kommen noch zwei Hügel, deren Ansprache unsicher ist. Weitere Hügelgräbergruppen finden sich im Umkreis von 5 bis 6 km um die Grabungsstelle am Wurstberg und am Flachsberg bei Nettersheim sowie am Hermesberg bei Harzheim (siehe Abb.).
Als Resümee ist festzuhalten, dass durch die Ausgrabung im Weyerer Wald der Denkmalcharakter der genannten Anlagen zweifelsfrei bestätigt werden konnte. Zudem zeigte sich, dass die Hügel im Bereich eines zeitgleichen oder wenig älteren Eisenverhüttungsplatzes angelegt worden sind. Bekanntlich wurde in der gesamten Umgebung bis in das Mittelalter hinein Erz abgebaut; Pingenfelder liegen dabei auffallender Weise oftmals in der Nähe der Grabhügel. Offensichtlich wurden die Hügelgräber auch in römischer Zeit in der Hoffnung angegraben, dort losgebrochenes eisenhaltiges Gestein zu finden. Die hier angesprochenen Gräber zeigen im Unterschied zu denen der bekannten Hunsrück-Eifel-Gruppe einen kompakten Steinaufbau des Hügels und nicht nur eine Steinlage an der Oberfläche. Wie der Befund 'Im Weilerheck' im Bereich der Gemeinde Nettersheim zeigt, ist dabei nicht nur von einer schlichten Verwendung ortsanstehenden Materials auszugehen, sondern vielmehr eine bewusste Absicht zu erkennen, den Hügel ganz aus Steinen zu errichten. Insofern können die hier behandelten Hügel, zumindest was den Grabschutz angeht, als regionale Sondergruppe angesehen werden. |
(c) www.weyeriana.de · /Orte: Weyer.Mechernich/ · Letzte Änderung: 02. Januar 2010