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Dreisber Geschichte(n) „Der Stollen im Liesch“
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Der Vortrag „Der Stollen im Liesch“ Dreisber Geschichte(n) vorgetragen am
14. Juni 2015 im Heimatverein „ALTE BURG“. von Artur Weyer Vorgeschichte: Ich war bei meinem Freund Karl-Wilhelm Michel gewesen und wollte schnell nach Hause laufen. Als ich vor Michels Haustüre stand, bekam ich solche Angst, dass ich nur eine Haustüre weiter kam und bin bei Oehms reingelaufen. Ich landete in Oehms Wohnzimmer. Oma Rosa war allein zu Hause. Schränke und Geschirr wackelten von den Fluggeräuschen. Ich hielt mich am Tisch fest. Dieser rutschte hin und her. Oma Rosa war in die Küche gelaufen, die ein Fenster nach Süden hatte. Mittlerweile hatte es aufgehört zu schneien und die Flugzeuge waren nur noch von weitem zu hören. Es ist anzunehmen, dass das Geschwader ungefähr zwischen Netphen und Dreis-Tiefenbach auseinander getrieben wurde. Ein Teil flog über Oelgershausen und warf über der Seelbach, Dreisbacher Berg und den Wiesen unterhalb vom Eisenbahnbedarf die Bomben ab. Der andere Teil flog Über das Siegtal, oberhalb von der Fa. Kölsch-Fölzer-Werke über die Haardt zum Zinsenbachtal und bogen dort ab zum Heckersberg, Wernsbach, Alte Burg und warfen auf dieser Strecke ihre Bombenlast ab. Ich war zu Oehms Oma in die Küche gelaufen und wir sahen noch durch das Küchenfenster wie die Bomben hinter der Fa. E.u.W. Berg in das Gelände der Alten Burg fielen. Oma Rosa rief laut: „Os Hubert, os Hubert.“ Dieser arbeitete als Zimmermann bei der Fa. Berg. Als die Luft wieder rein war, lief ich nach Hause. Nachdem ich über die Straße gelaufen war, kamen mir drei Frauen entgegen. Wie aus einem Munde sagten sie: „Wo kömmst du da her?“ Ich sagte, dass ich bei Oehms war. Die drei Frauen waren: meine Mutter, meine Tante Mielchen und meine Bochumer Oma in der Mitte. Diese musste festgehalten werden, weil sie einen Oberschenkelhalsbruch hatte. Solche Brüche wurden früher noch nicht operiert, sie mussten von selbst heilen. Wo wollten die drei hin? Und ich natürlich hinterher. Wir vier und einige andere Nachbarn auch liefen in den kurzen Stollen hinter Kleins Haus, der von Bergmann Klein vor vielen Jahren als Lagerraum in den Felsen gebuddelt worden war. Da nun das Flugzeuggetöse schon längst vergangen war, gingen wieder alle nach Hause. Eine Sprengbombe hatte sich jedoch ins Wohngebiet verirrt und hatte das Haus von August Schwunk am Setzer Weg, sowie die Mauer und Teile der Katholischen Kirche Immaculata zerstört. Bau des Luftschutzstollens im Liesch. Hier beginnt meine eigentliche Geschichte des Luftschutzstollens im Liesch. Von den anderen Stollen in Dreis- Tiefenbach kann ich nichts berichten, da ich dazu keinen Bezug hatte. Der Führungselite in Dreis-Tiefenbach war nach dem 4. Februar 1944 bewusst geworden, dass wir so gut wie keine Schutzeinrichtungen gegen Fliegerangriffe und Bombardierungen hatten. Es wurde schnellstens beschlossen, allenthalben Stollen in die felsigen Berge zu bauen. Der Lieschkopf war eine sehr zentrale Lage für das Mittel- und Oberdorf Dreis-Tiefenbachs. Es musste geprüft werden, ob der Lieschkopf die notwendige Felsmasse hatte. Nachdem Diplom-Ingenieur Heinz Stettner Felshöhe und Verlauf des Stollens ausgemessen hatte, gaben die Verantwortlichen Herren die Baugenehmigung. Die Verantwortlichen waren: Ortsgruppenleiter Albert Reuter, sein Stellvertreter Ernst Bosch, Schulrektor Albert Münker, Bürgermeister Ewald Müller, Karl Wilhelm und Frau Mathilde Gries. Weitere Zuständige sind mir nicht bekannt. Bergmann Karl Klein musste seinen Abstellkeller räumen und los ging es. Da der Felsenkeller schon recht tief war, konnte direkt mit Sprengen begonnen werden. Ein leistungsfähiger Kompressor wurde besorgt und in Wilhelms (Braachs) Garage bugsiert, Rohrleitungen angeschlossen, Pressluftleitungen, Presslufthämmer und ca. 2 m lange Bohrer besorgt. Meist ältere Männer, die tagsüber zur Arbeit (meist in Rüstungsbetriebe) gingen, mussten abends bohren. Diese Arbeit war Pflicht. In gewisser Hinsicht war das auch eine Art von Nachbarschaftshilfe. Bei den vielen Helfern kann es vorkommen, dass man den einen oder anderen Namen vergisst, deshalb werde ich an dieser Stelle keine Namen nennen. Nachdem die ersten Bohrungen nach einem bestimmten System fertig waren, kam ein Sprengmeister aus Eiserfeld mit dem Fahrrad. Als Werkzeug hatte er dabei: Eine Tasche mit Dynamitpatronen, eine Rolle Zündschnur und einen langen, sehr geraden Stock, der in die Bohrlöcher passt und natürlich Streichhölzer, sowie ein Signalhorn. Die Bohrlöcher, die ca.
1,50 m tief waren, wurden folgendermaßen gefüllt: Nach vier Wochen war der Stollen durch, auch auf der anderen Lieschseite wurde gearbeitet, aber wegen dem Höhenunterschied und wegen dem Häuschen, in dem der Leichenwagen stand, nicht gesprengt. Der Lieschstollen bekam auch ein Krankenzimmer, welches später verlängert wurde und schon den Anfang für die Weiterführung nach Zimmermanns Stollen und Bruchs Stollen war. Eine Verbindung kam nicht zustande, weil der Krieg zu unser aller Freude am 8. Mai 1945 zu Ende war. Zurück zu unserem Stollen.
Die Sanitäreinrichtung war mangelhaft. Soweit es möglich war, wurde auch elektrisches Licht installiert, ansonsten nutzte man Petroleumlampen und Karbidlicht. Zuletzt wurden an beiden Seiten Holzbänke aus Lattenholz, welche unter dem Sitz eine Ablage für Koffer oder Taschen hatten, aufgestellt. Jetzt war der Luftschutzstollen „gebrauchsfertig“. Es gab keine Sitzordnung, aber eine gewisse „Nachbarschafts- ordnung" hatte sich eingespielt und jeder hielt seinen Platz sauber. Aufsuchen des Stollens bei Fliegeralarm war Pflicht und stand unter der Kontrolle der Bunkerwarte.
Markante Ereignisse!
Endlich war der Krieg am 8. Mai 1945 vorbei. Niemand mehr musste einen Stollen aufsuchen. Die Menschen konnten wieder befreit aufatmen. Vergessen wir nicht dafür dankbar zu sein, dass wir 70 Jahre in Mitteleuropa keinen Krieg mehr hatten. Hoffen wir, dass in den Krisengebieten der Welt der Kriegswahnsinn bald ein Ende hat. In diesem Sinne grüßt Sie Artur Weyer |
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Erläuterung zu Nordpol-Richard-4 aus: Dr. Erich Baeumer: Aus der Bomben- und Bunkerzeit im Siegerland 1944–1945 […] Da hörte ich zuerst von Primadonna sprechen. [Der Luftwaffensender Primadonna auf dem 424 Meter hohen Mönkeberg bei Kempen war im Zweiten Weltkrieg ein von der Luftwaffe zwischen 1944 und April 1945 betriebener Luftlagesender, mit einer Sendeleistung von 1,5 kW im Langwellenbereich zwischen 150 und 155 kHz, der die Bevölkerung in Nord-West-Deutschland über bevorstehende Luftangriffe warnte.] Das war eine Dienststelle der Luftwaffe, die auf einer Langwelle im Rundfunk zu hören war. Schon beim ersten Versuch empfing ich sie. Endlos reihten sich Buchstaben und Zahlen aneinander, anscheinend verschlüsselt und undeutbar. Dann erfuhr ich, wir lägen auf der waagerechten N- und auf der senkrechten R-Reihe, gesprochen Nordpol—Richard. In den folgenden Tagen nannte der Sprecher zuweilen außer den Buchstaben auch Städtenamen. Der Vergleich der Buchstaben für ziemlich weit voneinander entfernte Städte wie Münster, Frankfurt, Aachen, Kassel, erlaubte ein ungefähres Einteilen der Karte [einer sog. Drahtfunkkarte], und plötzlich erkannte ich, dass die Grenzlinien der Buchstabenreihen mit dem Netz der geographischen Breiten- und Längengrade übereinstimmten, jedoch die Breitengrade geviertelt, die Längengrade halbiert. Rasch wurden die Karten in Schul- und Handatlanten mit den Linien überzogen und neue einfache Karten gezeichnet. Außer den Buchstaben wurde immer noch eine Zahl genannt. Da die höchste Zahl 9 war, lag die Erklärung nahe: Eine weitere Unterteilung in 3 Reihen: 1–3, 4–6, 7–9. So ergab sich für Siegen-Weidenau Nordpol—Richard 4.
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(c) www.weyer.de.com · Letzte Änderung: 15. Dezember 2020